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"Wetten, dass..?"

© ddp

Wetten, dass...?: Hat die Show noch eine Zukunft?

Nur noch 9,6 Millionen Zuschauer sahen am Samstagabend im ZDF „Wetten, dass ...?“. Ein Tiefpunkt im Vergleich zu früher, aber immer noch mehr als die Konkurrenz. Hat die TV-Show noch eine Zukunft?

Die Messlatte für Thomas Gottschalk liegt bei zehn Millionen Zuschauern. Über Jahre hinweg erreichte er durchschnittlich diese Einschaltquote mit seiner ZDF-Sendung "Wetten, dass ...?" Doch diese magische Grenze zu überschreiten gelingt Gottschalk in letzter Zeit immer seltener. Am Samstag rutschte der TV-Klassiker sogar auf sein historisches Tief: mit einer Einschaltquote von 9,66 Millionen Zuschauern lag "Wetten, dass ...?" zum dritten Mal in Folge unter der Zehn-Millionen-Marke.

Auch ein Gottschalk ist nicht davor gefeit, dass die Aufmerksamkeit fürs Fernsehen wegen des Internets insgesamt schwindet. Doch zu schaffen macht ihm vor allem die Kokurrenz durch die Privaten, die es 1987 bei seinem Start als "Wetten, dass...?"-Moderator so noch nicht gab. Regelmäßig zieht ihm RTL junge Zuschauer ab. Diesmal verlor Gottschalk in der der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen gegen das andere TV-Alphatier Dieter Bohlen und sein "Deutschland sucht den Superstar". 3,43 Millionen junge Zuschauer schalteten hier ein, bei Gottschalk nur 3,07 Millionen. Erst im Januar hatte RTL das "Dschungelcamp"-Finale gegen die ZDF-Show gesetzt - Gottschalk konterte mit einer Tierkot-Wette.

Spagat zwischen Provinz und Glamour

Bei der jetzt aus Düsseldorf ausgestrahlten Show durften US-Schauspielerin Jennifer Aniston und ihr Kollege Owen Wilson am Hundekuchen knabbern - harmloser. Und genau darin liegt wohl das Erfolgsgeheimnis von Gottschalk. So berechenbar wie er ist kaum ein Entertainer. Blond gelockt, mit bunten Klamotten und nie um einen guten Spruch verlegen, präsentiert er stets die ewig gleiche Dramaturgie: kleine Plauderei mit dem Sofa-Gast, Wette, Showact, danach neuer Sofa-Gast, neue Wette - bis am Ende der Wettkönig gewählt wird. So viel Verlässlichkeit wird in einer komplexer werdenden Welt von den Zuschauern geschätzt. Kein Wunder, dass "Wetten, dass ...?" trotz des Einbruchs bei der Quote weiterhin die erfolgreichste deutsche Unterhaltungssendung bleibt. Es ist ein Rest 80er Jahre und alte Bundesrepublik. Aber auch eine Show, die Ost und West zusammengeführt hat, als die Mauer noch eisern stand, denn auch im Osten war Gottschalk ein Star.

Jede "Wetten, dass ...?"-Sendung ist auch ein Spagat zwischen Provinz und Glamour. Am Samstag durfte beispielsweise Wettkandidatin Alexandra Held stolz ihre Huskys vor Aniston und Wilson präsentieren, internationale Musikstars wie Oasis oder Duffy traten neben Hape Kerkeling alias Uschi Blum auf. Doch wie schwierig diese Gratwanderung zwischen internationalem Renommee und piefigem ZDF-Werbe-Muff ist, zeigte sich auch am Samstag wieder. Die neueste ZDF-Telenovela "Alisa" wurde genauso promotet wie der ZDF-Montagsthriller "Entführt". Da hatte selbst die von Boris Becker verkündete Überraschung, am 12. Juni seine Freundin Lilly Kerssenberg heiraten zu wollen, wenig Effekt - und das, obwohl Gottschalk dieses Thema mühsam als roten Faden durch die Sendung zog.

Immer noch ein Argument

Gottschalk weiß um den sensiblen Spannungsbogen seiner Sendung. Im Ein-Minuten-Takt wird der Quotenverlauf gemessen, fast sekundengenau kann so überprüft werden, wann Zuschauer umschalten. Der Showmaster hat diesen Takt verinnerlicht. "Ich spüre die Fernbedienung der Zuschauer geradezu körperlich, live, während der Sendung", sagte er einmal dem "Zeit"-Magazin. Auch Samstagabend dürfte er die Hände am Umschaltknopf gespürt haben, als die beiden Hollywood-Stars sich schon nach der zweiten Wette wieder verabschiedeten, als der Auftritt von Heike Makatsch durch Turneinlagen von Heino Ferch und Andrea Sawatzki unterbrochen wurde und Makatsch sichtlich pikiert war.

2010 läuft Gottschalks Vertrag mit dem ZDF aus. Der Sender geht fest von einer Verlängerung aus. "Von Amtsmüdigkeit ist bei Gottschalk bisher nichts zu spüren", sagt "Wetten, dass ...?"-Sprecher Peter Gruhne. Sechs bis sieben "Wetten, dass ...?"-Ausgaben, werden pro Jahr gedreht. Wo, hängt nicht nur von der gerechten Verteilung unter den Bundesländern ab, sondern auch davon, wie hoch die Hallenmiete in den jeweiligen Städten ist. Wie teuer die "Wetten, dass ...?"-Produktion ist, sagt das ZDF nicht, betont aber, dass die Sendung nicht gesponsert sei und darin auch nicht für Produkte geworben werde. Darunter falle auch kein Gewinnspiel wie am Samstag, bei dem ein Stromanbieter fünf Jahre kostenlosen Strom verloste.

Nach wie vor ist "Wetten, dass ...?" Deutschlands wichtigste Talkshow, bei der Politiker nicht fehlen wollen. Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) lächelte in der ersten Zuschauerreihe - 9,66 Millionen sind eben noch immer ein Argument.

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