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Wetter-TV: Das Leben, ein Strömungsfilm

Claudia Kleinert verlässt Jörg Kachelmann, und was wird aus dem einstigen ARD-Star? Die Wettermoderation ist heikel, vor und hinter der Kamera.

Sie weiß, wohin die Wolken ziehen, wann es regnet und wo die Sonne scheint. Doch wohin es sie selbst zieht, weiß Claudia Kleinert noch nicht. Bisher steht für die ARD-Wettermoderatorin nur fest: Sie wird Jörg Kachelmanns Firma Meteomedia, für die sie knapp zehn Jahre lang gearbeitet hat, verlassen. Denn die Meteomedia wird ab 2012 nicht mehr das Wetter fürs Erste produzieren, Kleinert möchte aber künftig trotzdem im Ersten zu sehen sein und deshalb bei dem neuen Dienstleister anheuern, der ab 2012 das Wetterprogramm für die ARD produziert. Der Zuschauer solle nicht auf die bekannten Gesichter verzichten müssen, sagte sie der „Bild am Sonntag“.

Künftig könnte die Bavaria Film die Produktion der ARD-Wettersendungen übernehmen, die Daten würden weiterhin von der Meteomedia zugeliefert. Eine Absichtserklärung über eine Zusammenarbeit haben Bavaria und Meteomedia am Freitag abgegeben. Die ARD will sich jedoch nicht dazu äußern, ob die Bavaria den Zuschlag bekommt: „Es werden vielfältige Gespräche in unterschiedliche Richtungen geführt“, sagte ARD-Sprecher Lars Jacob. Ob auch die bisherigen Moderatoren Sven Plöger und Alexander Lehmann, die ebenfalls für Meteomedia arbeiten, weiterhin im Ersten zu sehen sein werden, wollte die ARD ebenfalls nicht mitteilen. Die beiden Moderatoren waren auf Anfrage nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Der neue Produzent wäre für die verschiedenen Wetterberichte zuständig, die es im Ersten zu sehen gibt: am Ende jeder „Tagesschau“, im „Morgenmagazin“, in „Das Wetter im Ersten“ um 19 Uhr 50 und im Anschluss an die „Tagesthemen“. Die ARD lege Wert auf „größtmögliche Zuverlässigkeit der Vorhersage und eine gut verständliche, kompetente und sympathische Vermittlung“, sagte Jacob. Die Berichte böten „eine gute Mischung aus Seriosität in der Sache und Lockerheit in der Moderation“.

Für diesen „Strömungsfilm-Stil“ war auch Jörg Kachelmann bekannt, der vorerst nicht als Wettermoderator ins Erste zurückkehren wird. Zwar hatte ihn das Landgericht Mannheim Ende Mai vom Vorwurf der Vergewaltigung einer Exfreundin freigesprochen, aber die Staatsanwaltschaft hat Revison eingelegt. Bis das Verfahren nicht abgeschlossen ist, will die ARD keine Stellung zur zukünftigen Zusammenarbeit mit Kachelmann als Moderator nehmen. Offiziell war das Aus für die Kooperation zwischen Kachelmanns Firma und der ARD mit dem ungünstigen Umrechnungskurs von Schweizer Franken und Euro, der die Produktion verteure, begründet worden.

Kachelmann macht aber weiter Wettervorhersagen, auf seiner Homepage kachelmannwetter.de. Allerdings nicht vor einer großen Wetterkarte im modernen TV-Studio, sondern provisorisch anmutend mit selbstgezeichneten Grafiken. „Wir sind mit dem Internetwetter noch in einer Testphase und bemühen uns, täglich was Neues aufzuspielen“, sagte Kachelmann.

Die ZDF-Wettermoderatorin Inge Niedek arbeitet einen Nachmittag lang am Wetterbericht, der am Ende der „heute“-Nachrichten um 19 Uhr kommt und eine Minute und 15 Sekunden dauert. Die Diplom-Meteorologin – nicht anders machen es ihre Kollegen im Sender – fügt dafür Daten der Meteo Group, Verlaufsgrafiken, Bilder, Fotos und Text zusammen. Inge Niedek will ihre Prognose immer mit einer kleinen Story, gerne mit einem Webcamfoto vom Wettertag einleiten. Dann aber wird’s sachlich, „nur ein bisschen Stimmung“ soll dabei sein. Hätte sie, wie sie es sich wünscht, 1 Minute 50 oder zwei Minuten Zeit, würde sie die Erklärungen, das komplexe Warum für das kommende Wetter gerne ausbauen.

Geht aber nicht, die Wettervorhersage im Zweiten hat kurz und präzise und so richtig wie möglich zu sein. Ihre Worte muss Inge Niedek sorgsam wägen. „Tolles Badewetter“ oder „Zwei Wochen Regen“ punktgenau zu prophezeien, sei schon heikel, treffen Vorhersage und tatsächliches Wetter nicht zusammen, sparen die Zuschauer nicht mit Protest und Ärger. Dann lieber „wechselhaft“ als „zwei Wochen Regen“. Niedek sagte, eine 24-Stunden-Vorhersage sei dank der enorm verbesserten Modellrechnungen verlässlich, der Zweitagestrend dagegen schon wacklig. „Wer eine Prognose für das Sommerwetter abgibt, der kann nicht die Wahrheit sagen.“

Das eigene Outfit der Prognose anpassen? Inge Niedek nennt das einen „abgehobenen Gag“, mal möglich, niemals zwingend. Rund 20 Wetterberichte produzieren ihre Kollegen und sie täglich für das ZDF, 3sat und den Kinderkanal. Am liebsten sagte sie „Warm, mit Sonne“ an. Denn das ist das Lieblingswetter der ZDF-Wettermoderatorin.

In Köln produzieren knapp 20 Mitarbeiter die Wetterberichte für RTL Deutschland (RTL, Vox, n-tv, Super RTL). Die Moderatoren wählt jeder Sender zwar selbst aus, doch die zentrale Leitung liegt bei RTL. „Bei unseren Sendern bekommt der Zuschauer ein unterhaltsames, aber dennoch fachlich richtiges Wetter“, sagte der Meteorologe Christian Häckl, der nicht nur selbst für RTL das Wetter präsentiert, sondern zugleich die zentrale Wetterredaktion leitet. Je drei Moderatorinnen und Moderatoren sollen die Wetterberichte locker vorstellen. Die Wetterdaten erhält die Mediengruppe von Jörg Kachelmanns Firma Meteomedia. „Wir sind froh, mit Meteomedia zusammenzuarbeiten“, betonte Häckl, der bis 1994 selbst bei Meteomedia beschäftigt war. Ein Auftritt von Kachelmann als Moderator ist bei der RTL-Gruppe kein Thema.

Die Sender ProSieben, Sat1 und kabel eins verzichten bei ihren Wetterberichten auf Moderatoren. Sie erhalten die fertigen Berichte jeweils vom Newssender N24.

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