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Medien: Wie viel Internet soll es sein?

Die Telekom will die Gebühren für die Konkurrenten erhöhen. Was sich für die Kunden ändern könnte

Der Zugang zum schnellen Internet per DSL könnte in Zukunft wieder teurer werden. Die Deutsche Telekom hat gerade bei der Bundesnetzagentur, die bis vor kurzem noch Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation hieß, einen Antrag gestellt, mit dem sie die Preise für den Datenverkehr über ihre Leitungen erhöhen kann. Nach den Vorstellungen der Telekom sollen die DSL-Durchleitungsgebühren für andere Provider, die so genannten Vorleistungspreise, von jetzt 52 Cent je 10 Kilobit/Sekunde auf 1,56 Euro steigen. Für die DSL-Surfer könnte es somit künftig wieder stärker darauf ankommen, sich ihre Tarife etwas genauer anzusehen.

PREISVERFALL GEBREMST

Wenn man vor drei Monaten eine Computerzeitschrift in die Hand nahm und kräftig schüttelte, dann fielen mindestens vier, fünf Werbebeilagen heraus, in denen mit immer günstigeren Internet-Zugängen vor allem für das schnelle DSL geworben wurde. Die nötige Hardware wurde zumeist kostenlos draufgelegt. Inzwischen hat sich dieser Preisverfall spürbar verlangsamt. „Die Lage hat sich stabilisiert, selbst die Anschlussgebühr, die vor kurzem noch komplett erlassen wurde, muss mittlerweile auch wieder gezahlt werden, zumindest teilweise“, beschreibt Björn Brodersen von der Preisvergleichsagentur Teltarif.de die neue Situation.

WIE SICHER IST DIE PREISERHÖHUNG?

Ob sich die Deutsche Telekom mit ihrem Antrag durchsetzen kann, hängt von der Entscheidung der Bundesnetzagentur ab, die dafür bis zum 31. Oktober Zeit hat. Die im Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) zusammengeschlossenen Unternehmen halten der Telekom eine andere Rechnung entgegen. Angesichts der gestiegenen Kosten für Strom, Gas und Öl sei eine Preissteigerung für das Internet nicht darstellbar, hatte der Branchenverband erklärt und fordert eine Senkung der Durchleitungsgebühren um mindesten 20 Prozent, um die Attraktivität neuer Nutzungsformen des Internets wie Internet-Telefonie oder dem Musik-Download nicht zu gefährden. Ein ähnlicher Versuch der Telekom ist im letzten Jahr am Veto der Regulierungsbehörde gescheitert, die seinerzeit sogar auf niedrigere Preise drängte.

FLATRATE UND ANDERE TARIFARTEN

Die Flatrate, bei der alle Online-Aktivitäten über eine feste, monatliche Pauschale abgegolten werden, hat sich quasi zum Branchenstandard entwickelt, sagt Björn Brodersen. Nur noch in ganz wenigen Ausnahmen werden zusätzlich so genannte Volumen- oder Zeittarife angeboten. „Bei Flatrates zu unter zehn Euro im Monat haben diese Tarife keine große Bedeutung mehr“, so Brodersen. „Der große Vorteil der Flatrates ist die Kostensicherheit“, sagt auch Georg Schnurer, stellvertretender Chefredakteur der Fachzeitschrift „c’t“. „Ob man damit allerdings in jedem Fall spart, ist noch eine andere Sache.“ So sei es für Gelegenheitssurfer nach wie vor erheblich billiger, sich weiterhin analog oder per ISDN ins Internet einzuwählen. „Die Anbieter werben mit ihren günstigen DSL-Flatrates, vergessen aber immer die monatliche DSL-Grundgebühr von rund 16 Euro“, so Georg Schnurer.

SUBVENTIONIERTE HARDWARE

Anders als bei der Anschlussgebühr, die bereits jetzt meist nur dann erlassen wird, wenn anstelle des DSL-1000-Basisanschlusses ein schnellerer DSL-Anschluss geordert wird, kann man bei der Hardware noch immer sparen. „Ein DSL-Modem gibt es in den meisten Fällen immer noch gratis, auch DSL-Router oder die Hardware für Internet-Telefonie kann man noch erheblich günstiger erhalten“, so Brodersen. Wichtig dabei: Das Gerät sollte den eigenen Ansprüchen genügen. Ein wichtiges Leistungsmerkmal bei Geräten für drahtloses Internet sind die Sicherheitsfunktionen. Denn längst nicht jedes Gerät wird ab Werk mit voreingestellter Verschlüsselung gegen Datendiebe und Hacker ausgeliefert.

DIE STUNDE DER ALTERNATIVEN

T-Online gehört mit zu den teuersten Anbietern für DSL-Flatrates, wird aber selbst von kritischen Beobachtern wie beispielsweise der Fachzeitschrift „connect“ dafür gelobt, dass auch Internet-Muffel mit den diversen Funktionen ganz gut zurechtkommen. Um das Feld der Billigangebote nicht komplett der Konkurrenz zu überlassen, hat die Telekom-Tochter die Marke Congster ins Leben gerufen, die den reinen Internet-Anschluss ohne Schnörkel anbietet. „Wie beim Mobiltelefon sollte man letztendlich nur die Leistungen nehmen, die man dann auch wirklich braucht“, rät „c’t“-Mann Georg Schnurer, das gelte jedoch nicht nur bei Congster. Wer bereits einige Erfahrungen im Umgang mit dem Internet gesammelt habe, kann durch die Wahl des richtigen Tarifes erheblich Geld sparen.

FLEXIBEL BLEIBEN

Der starke Wettbewerb der preiswerten DSL-Anschlüsse wurde unter anderem über die Zusatzleistungen geführt. Dahinter stand unter anderem die Einsicht, dass ein Kunde, der seine E-Mail-Adressen, den Anschluss für die Internet-Telefonie oder seine eigene Webseite einmal eingerichtet hat, sicher weniger wechselfreudig sein wird. Aber auch, wenn es etwas weniger bequem ist, gilt: „Viele Leistungen wie zum Beispiel die E-Mail-Adresse gibt es im Internet nach wie vor kostenlos“, sagt Björn Brodersen. Auch beim Thema Webspace und Internet-Telefonie sollte man sich darum möglichst nicht allzu fest an einen Anbieter binden, zumal es auch dort zahlreiche kostenlose Alternativen gibt. „Die Internet-Telefonie ist aus Kostensicht ohnehin nicht ganz so günstig wie Call-by-Call-Gespräche. Diese Technik ist derzeit vor allem aus Marketingsicht interessant“, so der Teltarif-Experte.

KEINE LANGEN LAUFZEITEN

„c’t“-Experte Georg Schnurer rät zudem dazu, bei allen DSL-Tarifen, aber besonders bei den Billigangeboten auf die Vertragslaufzeiten zu achten. „Binden Sie sich nicht länger als zwölf Monate. Besondere Vorsicht gilt bei Verträgen mit Laufzeiten von 24 Monaten, da das Sonderkündigungsrecht in der Praxis häufig versagt“, warnt der Experte.

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