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"Ich glaub, es hackt": In einem offenen Brief an die Werbeagentur Jung von Matt schreit Judith Holofernes ihre Wut auf die "Bild"-Zeitung heraus.

© dpa

"Wir sind Helden"-Sängerin: Holofernes schießt gegen "Bild"-Kampagne

In einem geharnischten Brief hat Judith Holofernes, Sängerin der Band "Wir sind Helden", der Werbeagentur "Jung von Matt" eine Absage erteilt. Diese wollte Holofernes für eine Kampagne der "Bild"-Zeitung gewinnen. Im Netz erfährt die Sängerin viel Zustimmung - und ein wenig Spott.

Die Kampagne sei, so Holofernes gestern in einem offenen Brief auf der "Wir sind Helden"-Webseite, das "Perfideste", was ihr "seit langer Zeit untergekommen" sei. Selten habe eine Werbekampagne so geschickt "mit der Dummheit auf allen Seiten" gespielt, so Holofernes in dem Brief, den sie nach der Bezugnahme mit den Worten "Ich glaub, es hackt" beginnen lässt. Die "Bild"-Zeitung sei kein augenzwinkernd zu betrachtendes Trash-​Kulturgut, sondern ein "gefährliches politisches Instrument". Dies verharmlose die Kampagne, in der Prominente sich - ohne Honorar, dafür gegen eine Spende für einen guten Zweck - auf "Bild"-Plakaten auch kritisch über die "Bild"-Zeitung auslassen dürfen. Die Zeitung sei "ein bösartiges Wesen, das Deutschland nicht beschreibt, sondern macht. Mit einer Agenda."

Die von Holofernes angesprochene Agentur zeigte sich am Freitag weitgehend unbeeindruckt von der heftigen Absage: "BILD und JvM haben 'Wir sind Helden' um ihre Meinung zu BILD gefragt und Judith Holofernes hat für 'Wir sind Helden' geantwortet und ihre Meinung veröffentlicht", so "Jung von Matt"-Geschäftsführer Henner Blömer betont nüchtern gegenüber Tagesspiegel Online. Ferner habe man mit einem vermeintlichen Antwortschreiben der Agentur, das eine Userin bei jetzt.de, der Jugend-Community der "Süddeutschen Zeitung", online stellte, nichts zu tun. In dem satirischen Schreiben, das mit dem herzlichen Dank für den "sagen wir es mal so deutlich – sehr sehr sehr ausführlichen Beitrag für unsere kommende BILD-Kampagne" anhebt, wird das Problem thematisiert, dass Holofernes der Agentur mit ihrer Empörung wahrscheinlich nur in die Hände spielt: "Unsere Art-Direktoren (die gerade hart für eine 68-Stunden-Woche kämpfen!) arbeiten noch härter daran, die Masse an Text auf einem Plakat unterzubringen. Vielleicht machen wir sogar vier Plakate daraus? Für jedes 'Wir sind Helden'-Mitglied eins. Das wäre doch eine tolle Idee. Finden Sie nicht?"

Am zweiten Tag gesellen sich zur breiten Zustimmung für Holofernes' "Bild"-Bashing auch andere kritische Stimmen im Netz: So setzt etwa Michael Bukowski auf fontblog.de ein Werbeschreiben der fiktiven Werbe-Agentur "Auweier, Unhold & Partner" auf: "Das Konzept der Agentur ist so einfach wie genial: Wie kann man gleichzeitig eine Band, eine Werbeagentur und eine Boulevard-Zeitung promoten? Ganz einfach: Man inszeniert einen Shitstorm." Perfektes Eigenmarketing am Tag der Album-Veröffentlichung sieht auch der Tonträger-Blog von "Zeit Online" in Holofernes' Vorgehen: "Dass Holofernes selbst Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation, also Werbung, studiert hat, zeigt sich in ihrem Vorgehen: Draufhauen ist die beste Eigenwerbung." (jos)

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