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Um die Fußball-WM ging es am Sonntagabend bei Günther Jauch

© dpa

WM-Talk: Fußball-Reinfall bei Günther Jauch

Nach dem Spiel zwischen Deutschland und Kamerun ließ Günther Jauch Gäste wie Claudia Roth und Edmund Stoiber über Fußball streiten. Unser Autor Matthias Kalle meint: Das war keine besonders gute Idee.

Warum sollte eigentlich etwas, das bei Markus Lanz schon nicht funktioniert, bei Günther Jauch funktionieren? Also das Reden über Fußball nach dem Übertragen eines Fußballspiels – eingeführt durch Markus Lanz mit teilweise irrwitzigen Gästen (beim letzten Mal warfen sich der ehemalige Torwart Sepp Maier und der ehemalige Schiedsrichter Walter Eschweiler harmlose, auswendig gelernte Beleidigungen zu, deren Peinlichkeit so gar für den Moderator zu viel war). Keine Ahnung, warum Günther Jauch also dachte, dass so eine Sendung eine gute Idee sein könnte – es war eine schlechte Idee, so wie der ganze Fernsehabend für die ARD eine schlechte Idee war. 

Die Nationalmannschaft trat gegen Kamerun an, und das Spiel machte wenig Lust und noch weniger Hoffnung – wenn sich die Deutschen durch die Katastrophenmeldungen aus dem Trainingslager schon die WM-Vorfreude nicht nehmen ließen: am Sonntagabend war es dann so weit. Und nebenbei bedeutet ein mittelmäßiges Fußballspiel ohne Sieger auch ein mittelmäßiges Fernseherlebnis ohne Sieger, und bei diesem Ergebnis hätte man es belassen sollen, aber die ARD wollte eine Verlängerung und schickte „Fußballexperten“ zu Jauch, die mit Sicherheit auch Ahnung vom Fußball haben (wie der Moderator selbst), aber daraus wird dann nicht zwangsläufig ein gutes Fernsehgespräch über Fußball. Und man will ja nicht zu diesen kleingeistigen Menschen gehören, die schon eine Krise bekommen, wenn Jauch die Zuschauer nur begrüßt; man will sich das ja anschauen und das Gute finden und darüber berichten – allein: es ging nicht, auch diesmal nicht.

Günther Jauch: Fest oder Fiasko?

Immerhin gab es nach 60 Minuten eine Erkenntnis, und zwar, dass auch eine so genannte „lebhafte Runde“ nicht für den Erfolg einer Talkshow verantwortlich ist. Denn lebhaft ging es zu, das kann man nicht abstreiten, Edmund Stoiber zum Beispiel explodierte für seine Verhältnisse förmlich und bewies Kennerschaft. Und weil es auch und vielleicht gerade im Fußball ungerecht zuging, boten sich genug Gelegenheiten für Claudia Roth, um sich aufzuregen. Aber bei allem, was die beiden Politiker sagten über Fußball und Korruption und Brasilien und Katar und die Fifa, saß man vor dem Fernseher und dachte: Gut, dass die mal sagen, was eh schon alle sagen.

Béla Réthy war auch da und sagte eher wenig. Vielleicht, weil er beim ZDF arbeitet (aber deshalb eingeladen wurde, weil er die ersten elf Jahre seines Lebens in Brasilien verbracht hat) und Jauch durch die Gremien angehalten wurde, den Mann nicht zu sehr einzubinden. Dafür bemühte sich Jauch sehr, Jens Lehmann in ein Gespräch zu verwickeln, was theoretisch Sinn gemacht hätte, weil man gerne von jemandem hört, der immerhin mal professionell Fußball gespielt hat, wie denn professionelle Fußballer über so manches denken. Praktisch machte das aber leider wenig Sinn, weil sich Jens Lehmann vorgenommen hatte, sich einfach durch die Sendung zu lächeln und zum Erkenntnisgewinn wenig beizutragen.

Im Gegensatz zum Schauspieler Peter Lohmeyer. Der hatte sich ganz viel vorgenommen und scheiterte an der Rolle des „engagierten Fans“. Der bekennende Schalker wollte sich zum Trikotsponsor seiner Mannschaft (Gazprom) nicht äußern, fand aber ansonsten die kommerziellen Entwicklungen des modernen Fußballs nicht so gut. Keiner aus der Runde wusste übrigens, wer Weltmeister wird. Allerdings vergaß Jauch danach zu fragen.

Die Sendung hatte auch einen Titel (alle Talkshows haben einen Titel, oft hat der Titel mit der Sendung aber nichts zu tun, weil man den Titel vor der Sendung festlegen muss, während zum Beispiel die Überschrift über diesen Text ein Redakteur erst dann festlegt, wenn er den Text gelesen hat). Der Titel lautete: „Fest oder Fiasko?“ Gemeint war allerdings die Fußball-WM in Brasilien. Nicht die Sendung.

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