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Medien: Wo die Gags nach hinten ausfransen

Cordula Stratmann ist eine Ausnahme im Fach der Fernsehkomiker: Sie kann nicht nur „lustig“ spielen, sie ist es einfach. Aus den betont naiven, schlichten Gemütern ihrer Figuren setzt sie zu kuriosen Gedankensprüngen an und landet im Absurden.

Cordula Stratmann ist eine Ausnahme im Fach der Fernsehkomiker: Sie kann nicht nur „lustig“ spielen, sie ist es einfach. Aus den betont naiven, schlichten Gemütern ihrer Figuren setzt sie zu kuriosen Gedankensprüngen an und landet im Absurden. Mit der Annemie Hülchrath, die bei „Zimmer frei“ zu sehen ist, hat sie bereits einen Klassiker abseits der ausgetretenen Pfade der TVComedy erfunden, und der Erfolg der Sat-1-„Schillerstraße“ lebt vor allem von ihrem Improvisationstalent. Nun versucht sie sich beim WDR an einer eigenen, der „Kleinen Cordula Stratmann Show“ – und scheitert, wenn man die erste Folge zum Maßstab nimmt. Nicht, dass alles missraten wäre. In ihrer Bücherrezension geht sie auf drängende Fragen ein, die die Literaturkritiker notorisch übersehen: Passt der Einband auch zum Wohnzimmerregal? Sehr komisch auch die Berichterstattung eines Außenreporters aus einem westfälischen Dorf namens Knötingen, wo reinweg gar nichts passiert. Das wird dann zusammengefasst in den „Bildern des Tages“. Aber sonst bleibt Stratmanns Humor weitgehend auf der Strecke. „Herr Adler, wie geht’s dem Horst?“, begrüßt sie den Direktor des Allwetterzoos Münster, und auch sonst wirkt das „Expertengespräch“ über schwule Pinguine etwas bemüht. Was gar nicht funktioniert, sind die Sketche, die Cordula Stratmann gemeinsam mit Co-Autoren geschrieben hat. Stratmann ist eine erklärte Gegnerin von Schlusspointen und klassischem Gag-Aufbau („ich lasse es gerne nach hinten etwas ausfransen“) und bestätigt das in den Einspielfilmen. Leider ist es dann auch nicht mehr lustig.

Nachdem der WDR zwei Jahre benötigt hatte, um sich für oder gegen eine Stratmann-Show zu entscheiden, hatte sie für Vorbereitung und Produktion von sechs Sendungen nur noch zwölf Wochen Zeit. „Das sehe ich an manchen Stellen, und das ärgert mich auch“, sagt sie. Aber vielleicht hätten selbst zwölf Monate nicht ausgereicht, denn mehr als der geschriebene Gag liegt Cordula Stratmann der spontane Humor. Sogar das Scheitern wäre dann komischer. tgr

„Die Kleine Cordula Stratmann Show“: Sonntag, 22 Uhr 30, WDR

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