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Medien: Wo laufen sie denn?

Ein

von Markus Ehrenberg

Das Brandenburger Tor hat schon viele Menschen die Wirklichkeit vergessen oder zumindest übersteigern lassen. Ronald Reagan rief „Mister Gorbatschow“ in den 80ern dazu auf, die Mauer niederzureißen. Jüngst zur Fußball-WM und dem Empfang der deutschen Nationalmannschaft gab es hier kein Halten mehr. Dem ARD-Reporter Wilfried Hark allerdings hat das Monument am Sonntag bei der Übertragung des Berlin-Marathons total den Boden unter den Füßen weggehauen. Da hat der Läufer Haile Gebrselassie den Marathon gewonnen. Das ist schon mal wunderbar. Sein selbstgestecktes Ziel, den Weltrekord, verpasste der Äthiopier um über eine Minute. Das macht eigentlich nichts und war Millionen Fernsehzuschauern bei Kilometer 39 klar. Nur Wilfried Hark nicht. Der wollte das einfach nicht glauben. Je näher Gebrselassie dem Brandenburger Tor kam, desto mehr redete der Reporter den langsamer werdenden Läufer in Weltrekordnähe. Bis kurz vorm Ziel zählte Hark einen falschen Countdown runter, faselte vom Weltrekord. Schließlich korrigierte sich der Fernsehmann: Naja, macht ja nichts. Kein Weltrekord, dafür mal eine „Weltrekordreportage“. Was schert mich die Wirklichkeit?

Liebe ARD, wer das – gerade auch via Bildschirm – tolle Ereignis Berlin-Marathon so aufblasen kann, sollte uns im Fernsehen noch mehr positive Botschaften verkaufen. Einsatzmöglichkeiten für den Reporter Hark: der Irakkrieg, die Gesundheitsreform und Deutschland bei der Fußball-EM 2008.

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