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Medien: Wo rollt er denn?

Die Fernsehsender und die Fußball-Bundesliga müssen wieder über die TV-Rechte verhandeln

Von Joachim Huber

und Mathias Klappenbach

Es geht ums Geld, natürlich. Aber auch um Kontrolle. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) muss in den nächsten Wochen die Verträge für die Fernsehrechte an der Bundesliga neu aushandeln, weil der bisherige Rechteverwerter, die Schweizer Agentur Infront, für die nächsten beiden Spielzeiten weniger Geld zahlen wollte als in einer Option vereinbart. Infront hätte der DFL knapp 600 Millionen Euro überwiesen und diese auf dem Fernsehmarkt wieder reinholen müssen, was bei der aktuellen Marktlage sehr schwierig geworden wäre. Deshalb bot Infront 50 Millionen Euro weniger, die DFL lehnte ab.

Die DFL glaubt, mehr verdienen zu können, wenn sie die Rechte einzeln verkauft. „Wir sind in einer Position der Stärke“, sagte Liga-Präsident Werner Hackmann. Zudem bietet die eigene Vermarktung die Gelegenheit, strategische Weichen für die Zukunft der Liga zu stellen. Langfristiger Wunsch der Liga scheint ein eigener Pay-TV-Kanal zu sein. Das ist nicht so schnell zu realisieren, ab diesem Sommer könnte aber ein erster Schritt in diese Richtung unternommen werden. „Jetzt geht es darum, unser Lieblingsmodell, wenn es sich politisch und wirtschaftlich darstellen lässt, umzusetzen“, sagt Wilfried Straub, der Vorsitzende der Geschäftsführung der DFL. Die Liga will die Spielbilder aus den Stadien selber produzieren. Der Produzent der Bilder hat das Urheberrrecht, er stellt die Regie und bestimmt damit wesentlich das Erscheinungsbild des Produktes für sämtliche Nachverwertungen. Und wer das Signal für alle Abnehmer bereitstellt, kann auch damit Geld verdienen.

Zurzeit werden die Bundesligabilder von der Produktionsfirma Plazamedia geliefert. In guter Qualität, die Live-Konferenz des Pay-TV-Senders Premiere erhielt den Deutschen Fernsehpreis 2003. Die DFL will die Attraktivität der boomenden Liga aber noch weiter steigern. Mit einer eigenen Produktionsgesellschaft könnte der Ligaauftritt entscheidend beeinflusst werden.

Das Interesse der Klubs

Doch die strategischen Pläne der Liga stehen nur an zweiter Stelle. Viele Profivereine, wie das aktuelle Beispiel Borussia Dortmund zeigt, haben sich in den letzten Jahren übernommen. Die klammen Klubs brauchen schnell Planungssicherheit und vor allem jeden Euro. Ob die Fernsehstationen aber mehr bezahlen wollen, darf bezweifelt werden. Premiere-Geschäftsführer Georg Kofler, dessen Sender bisher jährlich 150 Millionen Euro an Infront gezahlt hat, verlangt für mehr Geld eine größere Exklusivität. Er will die beiden Sonntagsspiele auf den späten Freitagabend verlegen. Eine Verwertung im Free-TV lohnt sich nach 23 Uhr nicht mehr, Premiere hofft durch dieses Privileg weitere Abonnenten zu gewinnen. Dafür müsste Premiere aber mehr als die zwölf Millionen Euro pro Jahr drauflegen, die bisher der Spartensender DSF für die Sonntagsspiele bezahlt.

Und Infront ist weiter im Rennen. Auch die Schweizer Rechteagentur kann jetzt neu mit den Sendern verhandeln.

Die Interessen der Sender

Die ARD verfolgt die jüngsten Entwicklungen nach den Worten ihres Sportkoordinators Hagen Boßdorf „sehr entspannt“. Anders als bei der Fernsehkonkurrenz gilt der mit 65 Millionen Euro jährlich dotierte „Sportschau“-Vertrag mit Infront über die laufende Saison hinaus. „Wir haben pro Spielzeit zwei Live-Spiele und die sieben Partien am Samstag sicher und sind mit diesem Paket sehr zufrieden“, sagte Boßdorf dem Tagesspiegel. Damit ist klargestellt, dass „sich für das erste Programm von der Spielzeit 2004/05 an nichts verändert“ und sich die Überlegungen und Verhandlungen der DFL und der übrigen Sender nur auf die restlichen beiden Begegnungen am Sonntag richten können. An dieser Stelle kommt die ARD wieder ins Spiel. Boßdorf sagte, ein Wechsel der Sonntagsspiele zum Freitag würde „die Sportsendungen der Dritten ARD-Programme am Sonntag schwächen“. Die Aktualität dieser Magazine wäre eben größer, wenn über die Bundesliga-Spiele des frühen Sonntagnachmittags berichtet werden könnte.

Für das ZDF betonte dessen Chefredakteur Nikolaus Brender, „es sei egal, mit wem wir über die Nachverwertungsrechte verhandeln“.. Wichtig sei nur, dass die Berichterstattung in „heute“ und im „Sport-Studio“ am Sonnabend gesichert sei. „Mehr Bundesliga im ZDF-Programm streben wir nicht an.“

Weniger gelassen zeigt sich das Deutsche Sport-Fernsehen (DSF). Sollten die zwei Sonntagspartien künftig am Freitagabend ausgespielt werden, wäre der Privatsender um eine wesentliche Attraktion gebracht: Nach Aussage von Sendersprecher Jörg Krause stieg die durchschnittliche Akzeptanz der Bundesliga-Sendung am Sonntag auf 2,6 Millionen Zuschauer; auch damit sei es möglich gewesen, die rund zwölf Millionen Rechtekosten in dieser Saison zu refinanzieren. „DSF und die Zuschauer sind mit dem Sonntag zufrieden.“

Übereinstimmend heißt es bei den Sendern, dass sämtliche Versuche, Bundesliga- Spiele am Freitag im Fernsehen abzubilden, zu weniger Publikum geführt hätten als bei den Spielen am Sonntag. Daran werde auch Premiere nichts ändern können.

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