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Wochenzeitung kämpf ums Überleben: „Kontext“ sieht schwarz

Mit einer besonderen Ausgabe macht die Stuttgarter Wochenzeitung "Kontext" auf ihre dramatische Lage aufmerksam.

Mittwoch ist „Kontext“-Tag. Immer zur Wochenmitte erscheint im Internet die kleine, feine Wochenzeitung aus Stuttgart. Das Team um den verdienten Journalisten Josef-Otto Freudenreich piesackt dann sowohl die grün-rote Kretschmann-Regierung als auch den Erneuerungswillen der Christdemokraten. Es deckt braune Flecken im Ländle auf oder ärgert die Mut- und Wutbürger mit embedded journalism am Stuttgarter Bahnhof. Am gestrigen Mittwoch sahen die Leser aber: schwarz.

Mit schwarzen Textbalken macht die Redaktion auf ihre dramatische Lage aufmerksam: Wenn bis zum 25. April die Zahl der „Kontext“-Abos nicht von derzeit 318 auf 1000 steigt, dann wird es in den Redaktionsräumen an der Hauptstätter Straße zappenduster. Dann fehle das Geld, schreibt die Redaktion, „um die Schwärze mit gut recherchierten Geschichten zu vertreiben“. Ein hochfliegendes Zeitungsexperiment wäre nach nur einem Jahr gescheitert. Im vorigen April trat „Kontext“ mit dem Versprechen an: „Was (den Leser) nichts kostet, kann doch Qualitätsjournalismus sein.“ So wurde auf Werbung und einen finanzstarken Verlag verzichtet, um Unabhängigkeit zu wahren. Träger des Onlineportals ist ein gemeinnütziger Verein. Die 200 000 Euro Startkapital trug ein Mäzen aus dem Mittelstand zusammen samt Promis wie Ex-Daimler-Chef Edzard Reuter und Schauspieler Walter Sittler. Die „taz“ stieg als Kooperationspartner ein; sie druckt „Kontext“ samstags als Beilage in ihrer West-Ausgabe nach.

Nun hapert es mit der Anschlussfinanzierung. Seit Dezember kämpft das Onlineportal, das jede Woche 15 000 Besucher verzeichnet, ums Überleben. Die von der „taz“ abgekupferten „Soli-Abos“ decken längst nicht die Kosten. Die anfängliche Idee, den Trägerverein in eine Stiftung zu überführen, sei in der Hektik, jede Woche eine gute Zeitung abzuliefern, untergegangen. Am 10. Mai soll der erste „Kontext“-Geburtstag eigentlich nachgefeiert werden. Wahrscheinlich wird daraus ein Abschiedsfest. Senta Krasser

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