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Medien: Wowi, wie er singt und lacht

ARD-Porträt zeigt Berlins Regierenden Bürgermeister volksnah

„Höchstpersönlich“ heißt die Porträt-Reihe. Und so ist es Klaus Wowereit erstmal hoch anzurechnen, einem Kamerateam erlaubt zu haben, ihn einige Tage für diese Reihe mit dem verheißungsvollen Namen zu begleiten (ARD, heute, 16 Uhr). Dennoch, viel Persönliches, über die offizielle Nachrichtenlage Hinausgehendes, war ihm nicht zu entlocken. Wowereit, ganz locker beim Christopher-Street-Day; Wowereit, ganz dienstlich bei der Einheitsfeier, staatstragend als Bundesratspräsident, als Vertreter des Bundespräsidenten gar. Und was macht er da? Gesetze zur Straußenhaltung verabschieden. Muss ja auch einer machen!

Weit hat es der Junge aus Lichtenrade gebracht: Unehelich als jüngstes von fünf Kindern geboren, die Mutter Kriegerwitwe und Putzfrau – mit der Vita kann man es auch zum Bundeskanzler bringen, schließlich ist die Herkunft von seinem Freund Gerhard Schröder fast identisch.

Leider blieb das Geburtshaus, in dem Wowereit heute noch wohnt, dem Radio Bremen-Team verschlossen. So privat will er sich den Fernsehleuten auch wieder nicht zeigen. Lange, zu lange verweilt der Film bei der Homosexualität des Bürgermeisters. Kaum anzunehmen, dass die heterosexuelle Präferenz eines beliebigen anderen Politikers soviel Raum eingenommen hätte. Sein früherer CDU-Rivale Frank Steffel mag sich dazu nicht äußern, dafür würde Bodo Hauser gern mal mit Parteifreund „Wowi“ einen trinken gehen. Der ist eben den angenehmen Dingen des Lebens sehr zugetan und zeigt das auch. Nett, sympathisch, volksnah. Wie überhaupt alle auftretenden Personen hauptsächlich nett sind: nette Omis, nette Schwule, nette amerikanische Ex-Präsidenten. Aber so ist das nun mal bei solchen Porträts – Leute, die sich öffnen, haut man nicht in die Pfanne. Und das ist auch gut so.

Nicht viel Neues also, das Bekannte aber locker verpackt und mit süffisant-ironischem Ton kommentiert. Und über einen Regierenden Bürgermeister, der textsicher und lauthals die Refrains von Bruce Springsteen mitsingt, kann sich der Bürger doch eigentlich wirklich nur freuen.

Jörn Wöbse

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