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"Wüstenfuchs": "Keine braune Soße“

Die Geschichte des umstrittenen Generalfeldmarschalls Erwin Rommel wird verfilmt. Doch jetzt äußern Historiker Bedenken gegen das Drehbuch. Die Produktionsgesellschaft Teamworx und die ARD wollen die Kritik aber nicht gelten lassen.

An Generalfeldmarschall Erwin Rommel scheiden sich erneut die Geister. Ein Film des SWR über den „Wüstenfuchs“, der im Herbst 2012 mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle in der ARD ausgestrahlt werden soll, hat jetzt eine Kontroverse ausgelöst, es ist bereits von einem neuen Historikerstreit die Rede.

Die Geschichtswissenschaftlerin Cornelia Hecht hat ihren Vertrag mit der Berliner Produktionsgesellschaft Teamworx gekündigt, weil ihre Bedenken gegen das Drehbuch von Niki Stein nicht berücksichtigt worden sein. Hecht bemängelt, dass Dialoge und Zuordnungen aus dem Buch „Rommel“ des als Revisionisten kritisierten britischen Autors John Irving übernommen worden sein. Catherine Rommel, die Enkelin des Wehrmachtsoffiziers, befürchtet, dass der Film dem Menschen Erwin Rommel nicht gerecht wird.

„Mit dem Revisionismusvorwurf wird eines der wichtigsten ARD-Projekte dieses Jahres denunziert“, sagte Teamworx-Chef Nico Hofmann am Montag. Er habe der Familie sogar angeboten, den Film im Schnitt anzuschauen. „Unser Film muss am Ende des Tages vor der gesamten Historikerzunft und der Weltöffentlichkeit Bestand haben und nicht nur ausschließlich vor der Familie Rommel“, sagte Hofmann. Die Vorwürfe sind für ihn weder nachvollziehbar noch haltbar. Trotz aller berechtigten Kritik am Holocaust-Leugner Irving würden dessen Rechercheergebnisse nach wie vor von allen Rommel-Biografen genutzt, „auch von Frau Dr. Hecht, wie der Rommel-Katalog ihrer Ausstellung zeigt“.

SWR-Intendant Peter Boudgoust verwahrt sich ebenfalls gegen die Vorwürfe: „Auf keinen Fall werde ich zulassen, dass ,Rommel‘ auch nur in die Nähe von revisionistischem Gedankengut gerückt wird. Den Vorwurf ,braune Soße‘ in dem Film zu verarbeiten, weise ich mit aller Entschiedenheit zurück.“

Teamworx und SWR verweisen darauf, dass mit dem Film ein differenziertes Bild des Generalfeldmarschalls gezeichnet werden soll, der sich 1944 im tiefsten Gewissenskonflikt und im Zwiespalt zur Loyalität des von ihm verehrten Führers Adolf Hitler befunden habe. „Wir wollen die Zuschauer ermuntern, sich kritisch mit Rommels Rolle in diesen entscheidenden Kriegsmonaten auseinander zu setzen, die in seinem von Hitler erzwungenen Selbstmord endeten“, erklärte SWR- Fernsehfilmchefin Christine Strobl.

Teamworx prüft juristische Schritte gegen die Enkelin, weil sie den Machern des Film vorwirft, rechtsreaktionäres Gedankengut zu verarbeiten. Auch gegen Cornelia Hecht und den Historiker Bernhard Kroener könnte ein Verfahren angestrengt werden – wegen Bruch der Verschwiegenheitserklärung. Kurt Sagatz

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