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Auf verlorenem Posten? Nach der Verlobung mit Prinz William haben die britischen Medien nun ein unbestreitbares und vor allem berechtigtes Interesse an Kate Middleton. Allerdings gelten klare Grenzen: Ein „Nein“ reicht, und die Kameras müssen ruhen. Foto: dpa

© dpa

Yellow Press: „Die Jagd ist frei“

Die Paparazzi gehen in Stellung. Prinz William und Kate Middleton haben aber aus Dianas Schicksal gelernt. Die Royals können sich künftig gegen "Abschüsse" wehren.

Das erste Paparazzi-Foto der künftigen Prinzessin Catherine war diese Woche auf der Titelseite der „Daily Mail“ zu sehen. Es zeigt Kate Middleton, die Verlobte von Prinz William, beim Verlassen der Westminister Abbey, die sie wohl auf ihre Tauglichkeit als Hochzeitskirche hin überprüfte. Fotograf Jan Almasi und die Agentur Eroteme haben mit dem Bild 100 000 Pfund verdient, schrieb die britische Zeitung „Evening Standard“. Das Foto sei „ein Meilenstein“ behauptete der Fotograf. „Sie respektierte uns. Ihre Leibwächter standen dabei. Sie hatte nichts dagegen, fotografiert zu werden“.

Medienbeobachter fragen sich, wie sich die Beziehungen zwischen den Paparazzi, der Presse und Kate Middleton entwickeln wird. Prinz William lächelt zwar viel, aber er ist auf die Presse nicht gut zu sprechen. Man habe „Lektionen gelernt“, sagte er im Verlobungsinterview – eine Anspielung auf die Konflikte, die seine Mutter Diana mit der Presse hatte. Er ist fest überzeugt, dass Paparazzi seine Mutter in jener Nacht im August 1997 in Paris zu Tode jagten, und ist entschlossen, dass sich das mit seiner zukünftigen Frau nicht wiederholt. Deshalb hat er sich immer schützend vor Kate gestellt. Er hat sie gut vorbereitet und mit der Verlobung so lange gewartet, weil er sicher sein wollte, dass Kate mit dem Druck in ihrer neuen Position umgehen kann.

Denn Kate ist nun in eine neue Welt eingetreten. Sie ist offiziell Teil der Royals, wohnt in offiziellen Palästen, bekommt Leibwächter auf Kosten der Steuerzahler. Und die Medien haben, anders als bisher, ein unbestreitbares Interesse an der Berichterstattung. „Die Jagd ist frei“, zitierte der „Evening Standard“ einen Paparazzo. Der Druck auf die Klatschmedien, das Interesse nun mit Bildern und Schnüffelgeschichten zu schüren, ist riesig. Schon wurden Paparazzi und Journalisten unter der Hand gewarnt, die Verlobten in ihrem Cottage in Anglesey, Nordwales, in Ruhe zu lassen, William ist dort als Hubschrauberpilot stationiert. Niemand glaubt, dass die Entfernung von London allein ausreicht, dem Paar etwas Frieden zu geben.

Andere glauben nicht, dass es so schlimm kommt. „Wir haben jetzt Menschenrechtsgesetze. Paparazzi wissen, dass sie angeklagt werden können, wenn sie es übertreiben, und die königliche Familie wird das auch tun“, glaubt Arthur Edwards, „Royal Photographer“ der Boulevardzeitung „Sun“.

Im Internet auf Youtube kann man eine aufschlussreiche Filmszene finden, in der Kate und eine Freundin von Paparazzi verfolgt werden. Kate steht unter einem Baum, die Hände vorm Gesicht, um die Blitzlichter abzuwehren „Stopp“ ruft sie, „ich nehme die Hand nicht weg, Dies ist mein Privatleben. Lasst mich in Ruhe“. Dann hört man Fotografen sagen: „Das war’s. Lasst uns gehen“, und der Trupp entfernt sich. Denn in diesem Moment hatte sich Kate auf Paragraf 4 des freiwilligen „Code of Practice“ der englischen Presse berufen.

Nach diesem von der „Press Complaints Commission“ (PCC) aufgesetzten Codex dürfen Journalisten Personen nicht ausfragen, anrufen, verfolgen oder fotografieren, wenn sie aufgefordert wurden, dies zu unterlassen. Sie müssen sich auf Aufforderung ausweisen und sagen, für welche Publikation sie arbeiten. Ein Sprecher der PCC betonte, Paragraf 4 gelte auch nach Kates Verlobung. Chefredakteure dürften keine Bilder kaufen und veröffentlichen, die unter Verletzungen des Codes aufgenommen wurden.

Kate – und William – bewiesen schon mehrfach, dass sie gegenüber Paparazzi eine feste Linie vertreten. Im Januar verklagte Kate Fotografen und die Fotoagenturen Ikon Pictures und Rex Features wegen Fotos, die sie beim Tennisspielen während eines Urlaubs mit ihrer Familie in Cornwall zeigen. Prinz William war nicht dabei und war wütend über die Bilder und den Verdacht, Kate habe den Paparazzi vielleicht aus Eitelkeit geholfen. Es gab einen außergerichtlichen Vergleich. Die Fotos waren in Deutschland verkauft und gedruckt worden. In Großbritannien hatte keine Zeitung die Fotos angefasst. Die britische Press Complaints Commission stellte bedauernd fest, dass sich ausländische Medien sogar in Ländern, in denen es einen Schutz der Privatsphäre gebe, nicht an die Regeln hielten. Gemeint war Deutschland.

Diese Regeln waren noch einmal bekräftigt worden, als Kate Anfang 2007 Beschwerde gegen den „Mirror“ einlegte. Das Blatt hatte regelwidrig ein Bild veröffentlichte, das durch Verletzung des Paragraf 4 zustande gekommen war.

Alle Beteiligten – der Prinz, die Medienberater der Royal Family, die britische Presse – sind aus Schaden klug geworden. Die neue Rechtslage, klarere Regeln, die Klagebereitschaft der königlichen Familie und die größere Selbstkontrolle der englischen Presse dürften Kate Middleton das Leben leichter machen. Aber nicht alle in der internationalen Medienwelt werden sich daran halten.

Da hilft, dass Kate zehn Jahre älter ist als Prinzessin Diana, die mit 19 unvorbereitet dem Mediensturm ausgesetzt wurde. Kate Middleton hat die Beine auf dem Boden, sie ist gewarnt und dürfte sich von den Medien nicht so leicht den Kopf verdrehen lassen. „Diana wurde durch die Aufmerksamkeit der Medien korrumpiert“, zitierte die „Times“ den Medienberater Ian Monk. Diana spielte zeitlebens mit den Fotografen, benützte sie, wenn es ihrer Imagepflege diente, und beschwerte sich, wenn sie ihr zur Last fielen. William und Kate werden hier einen anderen Kurs steuern. Die Paparazzi sind gewarnt.

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