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Yps ist wieder da

© dapd

"Yps" ist wieder da: Das Desaster mit den Urzeitkrebsen

Die Zeitschrift "Yps" ist wieder da und lockt als Zugabe mit echten Tierchen. Unser Autor konnte nicht widerstehen - und hat jetzt ein Riesenproblem.

Es sind viele, viele, viele. Überall wuselt es, das Glas ist voll. Ich bräuchte eine ganze verdammte Badewanne, um ihnen Platz zu bieten. Was ist da schief gelaufen? Liebe Yps-Macher: Was soll der Mist?

Ich hatte mich so gefreut über die Rückkehr der Kinderzeitschrift ¨Yps¨. Endlich wieder mittelmäßige Comics mit Gimmick-Zugabe, also dem kleinem Extra zum Spielen oder Experimentieren. Ausgabe eins versprach gleich das beliebteste Yps-Gimmick aller Zeiten: eine Tüte mit winzigen Eiern, die man ins Wasser streut und aus denen dann echte Urzeitkrebse schlüpfen. Wissenschaftlicher Name: Triops. Ziemlich unansehnlich, aber eben tatsächlich lebendig. Kein Plastik-Quatsch, sondern real.

Schon nach wenigen Tagen ist die Zeitschrift vielerorts ausverkauft, zu kurz gekommene Fans fordern einen Nachdruck, auf Ebay verlangen Händler Wucherpreise. Mit Glück habe ich noch ein Exemplar gefunden, beim Kiosk ganz in der Nähe des Tagesspiegel, hier interessiert sich wohl keiner für 300 Millionen Jahre alte Tierarten. Früher als Kind las ich oft Yps - nur die Ausgaben mit den Urzeitkrebsen durfte ich nie kaufen. Meine Eltern meinten, das sei doch unverantwortlich, echte Lebewesen als Zugabe von Kinder-Zeitschriften zu verscherbeln. So einen Schwachsinn dürfe man nicht unterstützen. Ich dachte immer, meine Eltern hätten recht. Aber schade war's schon. Jetzt mit 34 habe ich's doch noch getan. Hab' auch niemanden vorher um Erlaubnis gebeten. Einfach einen Glasbehälter mit Wasser gefüllt, ein bisschen Salz dazu gegeben (die Bedienungsanleitung im Yps macht zum erforderlichen Salzgehalt leider widersprüchliche Angaben) und die Eier hinterher...

Nun habe ich ein Riesenproblem. Die Krebse sind geschlüpft - viel zu viele. Noch sind es bloß winzige, zappelnde Pünktchen, doch sie werden wachsen und bis zu zwei Zentimeter groß. Haben sich die Yps-Redakteure in der Dosierung vertan? Oder haben sie absichtlich viel zu viele Eier beigefügt, um ganz sicher zu gehen, dass bei jedem Leser reichlich Tiere schlüpfen? Gibt es keine Moral mehr im Kinderzeitschriften-Business?

Sie sind zu schnell und zu viele, als dass ich sie jemals alle zählen könnte. Aber wenn ich eine Ecke des Gefäßes fotografiere, auf diesem Standbild sämtliche Krebse summiere und das Ergebnis dann auf das gesamte Gefäß hochrechne, komme ich auf weit mehr als 2000. Es ist ein Albtraum apokalyptischen Ausmaßes!

Unser Autor wendet sich hilfesuchend an den Verlag von Yps

Erstaunlich, aber wahr: Jeder der weißen Punkte auf diesem Bild ist ein Urzeitkrebs.
Erstaunlich, aber wahr: Jeder der weißen Punkte auf diesem Bild ist ein Urzeitkrebs.

© Sebastian Leber

Wenn ich meinen Freunden von dem Desaster erzähle, ernte ich nichts als Häme. Manche raten, die Viecher ins Klo zu kippen oder in die Spree. Aber das geht natürlich nicht - die brauchen ja Salzwasser. Ich benötige Hilfe. Also schrieb ich eine Mail an den Verlag von Yps:

„Liebe Frau XXX, ich habe das neue Yps gekauft und das kleine Tütchen mit den Urzeitkrebs-Eiern den Anweisungen entsprechend ins Wasser gekippt. Nach einem Tag sind nicht hunderte, sondern eher TAUSENDE winziger Tiere geschlüpft. Ist das normal bzw: Die ganzen Tiere kann ich doch unmöglich in einem einzigen Glasgefäß halten.. Die wachsen doch noch.. Was soll ich jetzt tun?¨

Es dauerte nur einen Tag, dann kam tatsächlich Antwort:

„Lieber Herr Leber,

dann scheinen Sie bei der Anzucht Ihrer Krebse alles richtig gemacht zu haben. Bei vielen Lesern schlüpfen die Urzeitkrebse erst gar nicht.

Leider haben wir persönlich auch nicht sehr viel Erfahrung mit der Aufzucht von Urzeitkrebsen und können Ihnen insofern nur den Tipp geben, sich an eine Zoofachhandlung zu wenden.“

Es folgte noch der Hinweis, ein echter Aquaristik-Fachmann sei womöglich bereit, „einige der kleinen Krebschen“ entgegenzunehmen. Gute Idee, dachte ich. Aber dann las ich den Kommentar in einem Yps-Fan-Forum: Da heißt es, dass Zoohändler die Tiere als ¨Lebendfutter¨ verwenden! Also Fischen oder was auch immer zum Fraß vorwerfen. Kommt nicht in Frage.

Meine Eltern haben recht, Lebewesen als Gimmick, das geht nicht. Aber da müssen wir jetzt durch, meine Urzeitkrebse und ich. Wer ein paar Tierchen abhaben will (oder ein Großraum-Aquarium verschenken möchte), bitte Mail an Sebastian-weiss-nicht-weiter@gmx.de.

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