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ZDF-Film "Schmidt & Schwarz": Zoten und Zuckungen

Klamauk statt Krimikomödie: Corinna Harfouch und Michael Gwisdek spielen im ZDF-Film „Schmidt & Schwarz“ zwei Kommissare. Die Macher scheinen jedoch leider einem Missverständnis über das Genre aufgesessen zu sein.

Die Konstellation könnte etwas von Katherine Hepburn und Spencer Tracey haben, das hofft man zumindest nach der Ankündigung. Corinna Harfouch und Michael Gwisdek, im echten Leben einmal lange miteinander verheiratet, spielen am Montagabend zwei Kommissare, die sich anfangs zutiefst verabscheuen und damit die besten Voraussetzungen haben, am Ende umso glücklicher miteinander zu werden. Das Genre des ZDF-Films „Schmidt & Schwarz“: Kriminalkomödie, verbale und andere Schlagabtausche inbegriffen.

Man erwartet eine Screwball-Komödie in bester Tradition. Schon der Titel mit den zwei Allerweltsnamen erinnert an „Pat und Mike“, ein Meisterstück dieses Genres, in dem Katherine Hepburn und Spencer Tracy sich zunächst hassen und dann lieben lernen. Doch kann „Schmidt & Schwarz“ unter der Regie von Jan Ruzicka da nicht annähernd mithalten.

Die Geschichte, zu der Gabriela Gwisdek, Ehefrau des Hauptdarstellers, das Drehbuch schrieb, ist schnell erzählt. Die Kommissarin Carolin Schwarz (Corinna Harfouch) hat gerade die Leitung der Mordkommission übernommen. Eine Hinterlassenschaft ihres Vorgängers Paul Schmidt (Michael Gwisdek) ist eine merkwürdige Mordserie. Immer wieder werden Kinderschänder getötet, ihre Leichen mit einer Rose in den Händen gefunden. Verdächtig wird Bruni Homann (Steffi Kühnert), deren Tochter missbraucht und getötet wurde. Doch die Ermittlungen kommen nicht voran. Die neue Hauptkommissarin ist frustriert, der alte Hauptkommissar kehrt zurück, was diese noch mehr frustriert.

Was folgt, ist leider Klamauk und nicht Komödie. Bestellt der Kommissar eine Pizza in sein Boot, kann man sich sicher sein, dass der Bote sie so wirft, dass sie im Wasser landet. Und wenn sich Schmidt zu Observationszwecken verkleidet, sitzt ihm der angeklebte Schnurrbart so schief im Gesicht, dass eher die Leute ihn beobachten als er die Leute.

Und das ist das große Problem dieser Fernsehproduktion: Seine Macher scheinen einem Missverständnis über das Komödiengenre aufgesessen zu sein. Sie glauben, dass man die Protagonisten eines lustigen Films nicht ernst nehmen und ihnen auch keinerlei Plausibilität verleihen muss. Nur so ist zu erklären, warum sich der erfahrene Kommissar Schmidt wie ein Anfänger benimmt und Corinna Harfouch als seine Gegenspielerin einen Wutanfall nach dem anderen hinlegt – ohne dass je nachvollziehbar wäre, warum sie in Rage gerät.

Und dann noch die Dialoge. Normalerweise will man die Wortwechsel in Screwball-Komödien am liebsten auswendig lernen, so gut sind sie. „Schmidt & Schwarz“ hat aber nur eine hohe Zotendichte vorzuweisen. „Es ist unvorstellbar für mich, dass ich für ihre letzten sexuellen Zuckungen zur Verfügung stehe“, keift Schwarz ihren Kollegen zum Beispiel an. Zum Niederschreiben schön ist dagegen ein Satz von ihm. Er brauche, sagt er in Hinblick auf die Liebe im Alter, auf jeden Fall etwas für hinten raus. So lange wird dieser Film leider nicht nachwirken.

Spannender als der Krimi selbst ist seine Entstehungsgeschichte: Anstatt für ihn zu werben, hat Gwisdek ihn im Vorfeld stark kritisiert. Die Geldgeber hätten die Ursprungsidee von Gabriela Gwisdek und ihm durch eine „festgefahrene innere Zensur im Kopf“ in die „produktive Impotenz“ getrieben. „Ich würde gerne mit dem ZDF-Spielfilmchef und dem Produzenten in eine Talkshow gehen und über die Entstehung diskutieren“, sagte Gwisdek. Das würde man gern sehen. Über fehlenden Mut im Fernsehen und mangelnde Achtung gegenüber dem Zuschauer, dem man Spaß an anspruchsvoller Unterhaltung gar nicht zutraut, gäbe es viel zu sagen. Verena Friederike Hasel

„Schmidt & Schwarz“,

ZDF, 20 Uhr 15

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