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Neue Freundin, größere Spannung? Stubbe (Wolfgang Stumph) ist verliebt in Marlene von der Spurensicherung (Heike Trinker). Foto: ZDF

© Sandra Hoever

ZDF-Krimi: Späte Liebe, früher Tod

Ein Jahr vor ihrem Ende werden die Stubbe-Krimis im ZDF noch einmal aufgefrischt. Die drei neuen Fälle können sich sehen lassen.

Stubbe ist verliebt. In Marlene von der Spurensicherung: Ihre roten Haare machen sich gut im weißen „Spusi“-Anzug, die hochhackigen Schuhe sind vielleicht am Tatort etwas unpraktisch, aber Heike Trinker stehen sie jedenfalls. Die attraktive 51-jährige Schauspielerin erweitert als neue Flamme des verwitweten Kommissars die „Stubbe“-Familie, das ist in jedem Fall ein Gewinn. Die 85-jährige Margret Homeyer leitet dagegen als Tante Charlotte in den Folgen 45 bis 47 ihren altersbedingten Rückzug ein, da kommt ein bisschen Wehmut auf. Aber die beliebte ZDF-Reihe neigt sich ja ohnehin dem Ende zu. Wolfgang Stumph hatte schon im vergangenen Jahr verkündet, dass sich der Hamburger Kommissar Stubbe nach Folge 50 in den Ruhestand verabschieden werde. Das wird aller Voraussicht nach im Januar 2014 der Fall sein. Und es sieht so aus, als beherzige der 66-jährige Dresdner eine alte Volksweisheit: Du sollst aufhören, wenn es am schönsten ist.

Denn die drei neuen Fälle können sich sehen lassen. Den Auftakt macht „Alte Freunde“, der mit Spannung, psychologischen Abgründen und einer hochkarätigen Besetzung punktet. Die zarte, zerbrechlich anmutende Jeanette Hain spielt Susanne Hausmann, die Frau eines auf brutale Weise ermordeten Entführungsopfers. Geschäftsmann Berthold Hausmann wurde, gefesselt auf einem Hochsitz am Waldrand, bei lebendigem Leib verbrannt. Und dann ist da der nur auf den ersten Blick grobschlächtig wirkende Roeland Wiesnekker als Tobias Linde, Susannes Ex und Bertholds Ex-Freund und -Geschäftspartner. „Die hübsche Susanne und der geniale Tobias“, erinnert sich die Sekretärin. Doch das war einmal. Während die Hausmanns in einer edlen Villa leben, haust der etwas verlotterte Linde in einer schmuddeligen Altbauwohnung und spielt Schach. „Der Verdacht gegen mich ist eklatant“, sagt Linde lächelnd zu Stubbe. Aber er sei auch zu offensichtlich. „Er entlastet mich eher.“ Interessante Figuren sind das, und bei Hain und Wiesnekker weiß man nie, wo das endet. Leider wird, wie im deutschen Krimi halt üblich, bisweilen viel erklärt statt aufgeklärt.

Stubbe hat mal wieder den richtigen Riecher, aber er ist auch abgelenkt und ein wenig im Stress. Denn Marlene und der Kommissar verbergen ihre Beziehung vorerst noch vor den Arbeitskollegen. Die Unsicherheit, das behutsame Vortasten in eine neue Partnerschaft erzählt Autor und Regisseur Peter Kahane mit viel Fingerspitzengefühl. Schließlich ist „Stubbe – Von Fall zu Fall“ immer zugleich eine Familien- wie eine Krimiserie gewesen, mit einem durch private Alltagsgeschichten geerdeten Kommissar. Das war Stumphs Idee, und wohl in keiner deutschen TV-Reihe sind der sympathische Hauptdarsteller und die sympathische Hauptfigur derart eins. Diese Identifikation ist zu spüren, das macht sicher einen Teil des Quotenerfolgs aus. Mit bis zu 8,9 Millionen Zuschauern (Folge 44 im Januar) spielt Stubbe locker in der „Tatort“-Liga.

Statt die Reihe nun in bewährter, bisweilen auch etwas biederer Manier abzuwickeln, frischen Stumph und Kahane den „Stubbe“ auf den letzten Metern noch einmal auf. Mit Marlene, aber auch mit größerer Spannung und einer überraschenden Eindringlichkeit in den kleinen und großen Familiendramen. In „Alte Freunde“ sieht sich Tante Charlotte nach Altersheimen um – noch einmal ein schöner Auftritt für Margret Homeyer. Charlotte schockiert ihre Familie mit unangenehmen Wahrheiten und begehrt auch gegen Stubbes Bevormundung auf, nervt als renitente Alte eine Heimleiterin bei der Besichtigung und erweist sich gegenüber einer alten Freundin als ziemlich nachtragend. In „Gefährliches Spiel“, bei dem es um freizügiges Posieren von Jugendlichen im Internet geht, zieht sie schließlich aus und Fotograf Helge, der Freund von Stubbe-Tochter Christiane, ein.

Wanja Mues und Stephanie Stumph haben dann als Helge und Christiane in der Folge „Blutsbrüder“ ihren großen Auftritt. Stubbe kommt in die Verlegenheit, seinen künftigen Schwiegersohn verhaften zu müssen. Das Blut des Mordopfers lässt sich in Helges Auto nachweisen. Auch dessen Alibi war falsch. Stubbe wird von dem Fall abgezogen. Helge deckt seinen Halbbruder Nico, und als er dafür in U-Haft wandert, übernimmt die schwangere Christiane die Suche nach den Hintergründen, gibt ihrem ebenfalls privat ermittelnden Vater hin und wieder Hinweise, ohne ihm die volle Wahrheit sagen zu können. Eine familiäre Zerreißprobe, bei der Kahane clever die besondere Vater-Tochter-Konstellation der Reihe nutzt.

„Stubbe – Von Fall zu Fall“, ZDF: „Alte Freunde“ (22. Dezember, 20 Uhr 15), „Gefährliches Spiel“ (5. Januar, 20 Uhr 15), „Blutsbrüder“ (12. Januar, 20 Uhr 15)

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