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Bosbach mal zwei. Rechts steht der echte und links sein Kessler-Double.

© ZDF und Mike Christian

ZDF-Porträt über und mit Wolfgang Bosbach: Leben in 30 Ordnern

Michael Kessler ist ... Wolfgang Bosbach. ZDF setzt Reihe der etwas anderen Porträts fort.

Zum Schluss sitzt Wolfgang Bosbach seinem Alter Ego gegenüber. Das sieht ihm täuschend ähnlich, tatsächlich sitzt da aber der Schauspieler Michael Kessler, der sich per Maske und Outfit und Sprache in den CDU-Politiker verwandelt hat. Und es ist der echte Bosbach, der Kessler-Bosbach über Bosbach ausfragt. Dieses Vexierspiel ist Konzept der ZDF-Reihe „Kessler ist ...“, die am Freitag mit Bosbach, Conchita, Uwe Ochsenknecht und Dieter Hallervorden fortgesetzt wird. Das ZDF nennt das Format Personality-Doku.

Ehe sich Bosbach und Bosbach begegnen, sucht Michael Kessler das Gespräch mit Freunden, Familie und mit Bosbach selbst. In diesen Interview menschelt es gewaltig. Der 50-jährige Schauspieler will seine Gäste ganz sicher nicht bloßstellen, vielmehr sucht er, das vorhandene Medienbild eines Menschen zu ergänzen, im besten Fall zu vertiefen.

CDU-Politiker Wolfgang Bosbach ist für so manchen in seiner Heimatstadt Bergisch Gladbach nur der WoBo. Viele, die ihn so nennen, fühlen sich ihm nah. Bundesweit bekannt ist er als Klarsprecher, das ist sein Markenzeichen, was ihn zum „Talkshowhelden“ seiner Partei gemacht hat. Nun verabschiedet sich der 65-Jährige aus der Bundespolitik – und hat sich vorher mit Kessler getroffen.

Man sieht die beiden, wie sie sich zusammen Fotos aus Bosbachs Leben anschauen und wie Kessler ihn befragt über seine Karriere auf Kosten des Privatlebens, über seine Medienpräsenz, über seine Krebserkrankung. „Politik war sein Leben“, sagt Kessler über ihn. „Was wird er ohne sie jetzt tun?“

90 000 Kilometer pro Jahr unterwegs

Der langjährige Bundestagsabgeordnete und CDU-Politiker ist Jahr für Jahr an die 90 000 Kilometer auf der Autobahn unterwegs gewesen und hat 200 von 365 Nächten im Hotel verbracht. „Das Reisen ist viel belastender als vor fünf oder zehn Jahren“, gesteht er und sagt über sich selbst, er sei „ein Mensch, der heute viel öfter müde ist als in der Vergangenheit und der sich zu oft fragt, kannst du das alles schaffen, was du dir vorgenommen hast?“ Er sagt, er rechne wegen seiner Krebserkrankung nicht mehr in Jahren, sondern in kürzeren Zeiträumen. Und der gläubige Christ frage sich schon „Womit hast du das verdient, warum lässt der liebe Gott das zu?“. Beantworten könne er das nicht. Michael Kessler bereitet sich auf seine Interviews mit vertauschten Rollen intensiv vor. Diesmal fährt er nach Bergisch Gladbach. „Es nagt an ihm, dass er nicht Minister wurde“, erzählt sein alter Freund Wolfgang Unrau über den CDU-Politiker. Und dass er viel ernster geworden sei, seit er von seiner Krebserkrankung erfahren hat. „Wie er damit umgeht, ich könnte das nicht.“

Kessler trifft auch Bosbachs Mutter Else. Sie zeigt ihm die Ordner mit Zeitungsartikeln – alle über ihren Sohn. Da zeigt sich doch eine überraschende Eitelkeit, denn es ist Bosbach selbst, der seiner Mutter die Ausschnitte mitbringt. Mutter Bosbach schneidet die aktuellen Berichte aus und klebt sie akkurat in die Ordner. 30 sind es schon. Und sie erinnert sich an ihn als Kind: „Sehr unruhig“ sei er gewesen. „Er brauchte Action.“ Und kein besonders guter Schüler, was der Sohn sofort einräumt und auf seine ältere Schwester verweist, die mit ungleich besseren Zeugnissen nach Hause gekommen sei.

Als die beiden sich dann gegenübersitzen, Kessler als Wolfgang Bosbach, geht es insbesondere um die Zukunft. „Warum willst du nicht noch einmal kandidieren?“, fragt Bosbach nun sein Gegenüber. „Ich fahre seit 30 Jahren auf der Überholspur, ich hätte längst loslassen müssen“, sagt Kessler in der Bosbach-Rolle. Und was wird er nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag vermissen? „Nicht vermissen werde ich die Auseinandersetzung mit meiner eigenen Partei“, sagt Michael Kessler – und Bosbach lacht. Joachim Huber

„Kessler ist ...“, ZDF, Freitag, 23 Uhr 15

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