zum Hauptinhalt
ZDF-Internetseite

© Tsp

Zeitungsmarkt: Gedruckter Aufschwung

Die Zeitungsverlage sind optimistisch für das Jahr 2007. Sie erwarten ein Umsatzplus und einen Boom bei Stellenanzeigen.

Die Zeitungsbranche in Deutschland profitiert vom wirtschaftlichen Aufschwung. In den ersten vier Monaten dieses Jahres sei das Anzeigenvolumen um drei Prozent gestiegen, sagte Dietmar Wolff, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) am Dienstag in Berlin. Die Zeitungshäuser in den neuen Bundesländern könnten auf ein Plus von 8,4 Prozent, die in den alten Ländern auf 2,4 Prozent mehr blicken. Wie sehr dieses Wachstum die Konjunktur spiegelt, zeigt das überragende Plus bei den Stellenanzeigen mit 32,6 Prozent im Vergleich der beiden ersten Quartale 2006 und 2007; positiv auch die Entwicklung bei den Geschäftsanzeigen (plus 2,4 Prozent), die etwa die Hälfte der Anzeigenumsätze ausmachen. „Die Zeitungsbranche kann optimistisch in die Zukunft blicken“, prognostizierte Wolff ein positives Ergebnis für das laufende Jahr.

Für 2006 lag der Zugewinn der Branche bei 1,2 Prozent gegenüber 2005. Die Branche hat 9,14 Milliarden Euro erwirtschaftet, das Umsatzniveau liegt nach wie vor unter dem Branchenumsatz von 1995. Bemerkenswert ist, dass die Vertriebsumsätze auf 48 Prozent gegenüber 52 Prozent bei Anzeigen und Beilagen gestiegen sind. Früher galt die Formel: ein Drittel Vertrieb, zwei Drittel Anzeigen.

Drei von vier Deutschen über 14 Jahre lesen täglich eine Zeitung

Die aktuelle Entwicklung bei den Auflagen kann mit den Geschäftszahlen nicht Schritt halten. Im 1. Quartal 2007 verloren die Kaufzeitungen mit drei Prozent am deutlichsten an Auflage, die regionalen Abo-Zeitungen büßten 1,9 Prozent ein, insgesamt verloren die 352 Tageszeitungen 2,1 Prozent. Über alle Kategorien hinweg liegt die aktuelle Auflagenzahl bei 26,39 Millionen verkauften Exemplaren. Für die Reichweite bedeutet das, dass drei von vier Bundesbürgern über 14 Jahre täglich Zeitung lesen. Diese 74 Prozent finden sich nicht in allen Altersgruppen wieder: Bei den über 50-Jährigen sind es mehr als 80 Prozent, bei den 14- bis 29-Jährigen sind es knapp über 50 Prozent. In diesem Segment fallen die Reichweiten seit Jahren, weswegen die Verleger die Kampagne „Die Zeitungen. Wer liest, versteht!“ fortsetzen und zugleich verdeutlichen wollen, dass die Zeitung neben der Schule das effizienteste Bildungsinstrument in Deutschland sei, wie Wolff sagte.

Junge Leser, neue Leser – der Online-Auftritt der Zeitungshäuser spielt da eine immer größere Rolle. Hans-Joachim Fuhrmann, Leiter des BDZV-Geschäftsbereichs Kommunikation und Multimedia, sagte, die Online-Portale der Zeitungen würden mittlerweile 34 Prozent der deutschen Internetnutzer erreichen; sie stellten das mit Abstand größte und umfangreichste Nachrichtenangebot dar. Solche Zahlen schlagen sich im dynamisch wachsenden Online-Werbemarkt nieder. So seien diese Erlöse bei den Regionalzeitungen 2006 im Vergleich zu 2005 netto um 62 Prozent gestiegen (und damit stärker als in allen anderen Mediengattungen). Allerdings muss man die Relation sehen: Die Umsätze bei der Online-Werbung lagen 2006 bei 495 Millionen Euro, die Nettoerlöse der gedruckten Zeitung bei 4,5 Milliarden. Mit der „Augsburger Allgemeinen“ nannte Fuhrmann ein Beispiel für ein Zeitungshaus, das mit seinen Online-Aktivitäten bereits Geld verdiene.

Zeitungsverlage beklagen massive Online-Präsenz von ARD und ZDF

Kritik äußerte der BDZV an den zunehmenden Online-Angeboten von ARD und ZDF. „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist in Teilen außer Kontrolle geraten“, sagte Wolff. Die systematische regionale Berichterstattung im Internet behindere die privaten Medienunternehmen massiv. „Es grenzt an eine Enteignung der Verlage, wenn ARD und ZDF, ausgestattet mit Gebühren, jetzt im Netz Online-Zeitungen produzieren“, sagte Wolff. Chats, Spiele, Partnerbörsen oder Ratgeberseiten gehörten nicht zum Aufgabenbereich der gebührenfinanzierten Sender. Wolff forderte für die Anstalten eine enge und klare Auftragsdefinition. Da sei die Politik gefordert.

Übrigens auch in einer zweiten Frage. Die Verleger verlangen ein Ende des Briefmonopols zum 1. Januar 2008. „Wir setzen auf die Verlässlichkeit der Politik“, sagte Jörg Laskowski, Geschäftsführer Verlagswirtschaft beim BDZV. Die privaten Briefzusteller hätten viele Millionen Euro investiert und warteten nun auf eine vollständige Liberalisierung des Marktes zum vereinbarten Termin.

Die Verleger bemängelten weiter, dass die Pressefreiheit mehr und mehr auf der Strecke bleibe. Die Gesetzesentwürfe der Bundesregierung zur Telekommunikationsüberwachung und Vorratsdatenspeicherung seien inakzeptabel. Auch werde der Quellen- und Informantenschutz untergraben. Dabei verhalte sich die Politik gleichgültig.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false