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Zeitungsmarkt: Vorkötter übernimmt "Frankfurter Rundschau"

Der Chefredakteur der "Berliner Zeitung", Uwe Vorkötter (Bild, re.), wird ab Juli die "Frankfurter Rundschau" leiten. Deren Chefredakteur Wolfgang Storz wurde mit sofortiger Wirkung abgelöst.

Frankfurt/Main - Die der SPD gehörende Medienholding DDVG hatte im Frühjahr 2004 das damals schwer angeschlagene linksliberale Blatt zu 90 Prozent übernommen. Gründe für die Abberufung von Storz wurden nicht genannt. Alle Beteiligten hätten Stillschweigen vereinbart, hieß es.

Bereits am Montag war bekannt geworden, dass Vorkötter in Berlin sein Amt aufgibt. Nach der Übernahme der «Berliner Zeitung» durch eine angloamerikanische Investorengruppe habe es keine Einigung über eine inhaltliche und strategische Neuausrichtung des Blattes gegeben, erklärte der Geschäftsführer des Berliner Verlags, Peter Skulimma. Die Trennung sei in beiderseitigem Einvernehmen vereinbart worden.

Zum Zerwürfnis zwischen Vorkötter und dem Verlag war es gekommen, nachdem eine angloamerikanische Investorengruppe um den Briten David Montgomery und die US-Finanzfirma Veronis Suhler Stevenson (VSS) das Unternehmen 2005 vom Medienhaus Gruner+Jahr übernahmen. Vorkötter und die Mitarbeiter hatten dagegen protestiert und vor einem Stellenabbau gewarnt.

Betriebsrat befürchtet Personalabbau

Am Dienstag hieß es vom Betriebsrat der «Berliner Zeitung», man verliere mit Vorkötter einen Hauptgaranten zum Erhalt der publizistischen Unabhängigkeit und Qualität des Blattes. Es werde ein massiver Personalabbau befürchtet. Der 1953 geborene Vorkötter hatte Anfang 2002 die Chefredaktion der «Berliner Zeitung» übernommen. Mit 180.000 Exemplaren ist die «Berliner Zeitung» das auflagenstärkste Abonnement-Blatt in Berlin.

Der 51-jährige Storz war Ende 2002 Chefredakteur des überregionalen Blatts geworden, als die «FR» im Zuge der Finanzkrise ihre gesamte Spitze austauschte. Der frühere Chefredakteur der IG Metall-Publikationen verordnete der «FR» eine Blattreform mit neuer Optik und mehr Farbe und kreierte die tägliche Zeitungsbeilage «FR plus». Zur Stärkung des regionalen Standbeins wurden die Redaktionen im Rhein-Main-Gebiet ausgebaut. Die »FR» verkaufte bundesweit im ersten Quartal dieses Jahres rund 161 000 Exemplare.

Sparkurs in Frankfurt

Ende vergangenen Jahres hatte der neue «FR»-Geschäftsführer Karlheinz Kroke eine Fortsetzung des harten Sparkurses angekündigt, um wieder profitabel zu arbeiten. Storz soll sich intern gegen weitere Einschnitte gewendet haben.

Nach dem Einstieg der DDVG in 2004 war bereits die Zahl der Vollbeschäftigten im Druck- und Verlagshaus bis Ende vergangenen Jahres auf 720 Vollbeschäftigte - darunter etwa 170 Redakteure - reduziert worden. Anfang 2004 hatte die «FR» noch 1100 Vollbeschäftigte.

Die SPD-Medienholding ist derzeit auf der Suche nach einem Käufer, um den Anteil an der »FR» auf 40 Prozent zu reduzieren. Nach Sichtung der Bilanzen laufen Gespräche derzeit mit Interessenten. «Wir sind mitten im Prozess», sagte Berendsen am Dienstag der dpa. Er wollte keine Prognose über die Dauer der Verhandlungen abgeben. Zehn Prozent der Anteile sollen beim Alteigentümer, der Karl-Gerold-Stiftung, bleiben. (tso/dpa)

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