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Simon Hurtz.

© Promo

Zu meinem ÄRGER: „Pleite-Griechen“ in der „Bild“

Frei erfundene Zahlen in der "Bild" und ein starker Kommentar zu Geschichtsvergessenheit: Die Medienwoche im Blick von Simon Hurtz.

Herr Hurtz, worüber haben Sie sich diese Woche in den Medien geärgert?

Dass nach der Wahl der neuen griechischen Regierung alte „Pleite-Griechen“-Schlagzeilen aus der Mottenkiste geholt wurden. Die „Bild“ hielt das für nötig und titelte „Das sollen die Griechen alles kriegen!“ Dass der Artikel „uns Deutsche“ in Kontrast zu „den Griechen“ setzt, ist das eine. Noch ärgerlicher ist, dass er mit offenbar frei erfundenen Zahlen hantiert, wie eine Recherche des Deutschlandfunk ergeben hat.

Gibt es auch etwas, das Sie gefreut hat?
81 Prozent der Deutschen möchten die Geschichte der Judenverfolgung „hinter sich lassen“, 58 Prozent möchten „einen Schlussstrich ziehen“. Diese Ergebnisse einer Studie der Bertelsmann Stiftung erschüttern mich. Umso mehr freuen mich deshalb die klaren Worte, mit denen Anja Reschke die erschreckende Geschichtsvergessenheit in den Tagesthemen verurteilt hat. Zum Glück scheinen das viele Menschen ähnlich zu sehen. Alleine auf Facebook wurde ihr 2-Minuten-Kommentar über 3,5 Millionen Mal angeschaut.

Welchen Blog können Sie empfehlen?

Blogs sind in Deutschland ungefähr so bedeutsam wie Twitter. Also überhaupt nicht. Das finde ich schade, weil ich mir ein Internet ohne Blogs nicht vorstellen könnte (ohne Twitter übrigens auch nicht). „Schuld“ daran sind Menschen wie Felix Schwenzel, der seit mittlerweile 13 Jahren „ins internet schreibt“. Immer in Kleinbuchstaben und manchmal mit eigenwilliger Kommasetzung, dafür wunderbar lakonisch und reflektiert. Kaum eine Zeitung würde seine Blogeinträge drucken, aber mich regen sie häufig mehr zum Nachdenken an als Leitartikel. Wer regelmäßig Blogs liest, kennt Felix ohnehin – Neulinge in der Blogosphäre könnten bei wirres.net vorbeilesen.

Simon Hurtz, 25, schreibt für die „Süddeutsche Zeitung“ in und über das Internet. Außerdem arbeitet er für das Social Media Watchblog und – ganz selten – für das Bildblog.

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