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Thomas Leif produziert für das Fernsehen des Südwestrundfunks die Sendung „Leif trifft“.

© SWR/privat/Hoffotografen/Carolin

Zu meinem ÄRGER: Stereotype und Ressentiments beim Thema Flüchtlinge

Thomas Leif kritisiert die Berichterstattung über Flüchtlinge und freut sich über die RTL-Serie "Deutschland 83"

Herr Leif, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

Die meist ritualisierte und stereotype Berichterstattung über Flüchtlinge im Spannungsfeld von Einwanderung und Flucht folgt regelmäßig der schlichten Eindruckserweckung voller eingeübter Klischees. Warum kommen die Flüchtlinge selbst so wenig zu Wort? Warum führen dumpfe Ressentimentschleudern und administrative Stellvertreter in den Talkshows das monotone Wort?

Wir erfahren wenig direkt aus den Sammellagern und Notunterkünften aus erster Hand. Warum? Weil die zuständigen Pressestellen in Ministerien, Kommunen und Krisenstäben die Berichterstattung gezielt abriegeln, den Zugang und Direktkontakt mit den Flüchtlingen und Praktikern vor Ort (meist) verhindern oder begrenzen. Stets mit der vorgeschobenen Behauptung, man wolle die Persönlichkeitsrechte der Flüchtlinge schützen. Diese Form des angstbesetzten, „betreuten Journalismus“ wird weitgehend akzeptiert. Wenn Popstars die Berichterstatter steuern und drangsalieren wollen, gibt es wenigstens noch zaghafte Proteste.

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?
Mit „Deutschland 83“ hat RTL einen wichtigen Serienimpuls geliefert. Diese bei den Privaten immer seltenere, ambitionierte Form des Qualitätsfernsehens stimuliert den ursprünglich versprochenen Wettbewerb im kargen Feld der fiktionalen Programme mit Alltagsrelevanz. Ein wichtiger Gegenakzent zur berechenbaren Süßstoffreserve. Eine kreative Überraschung, die konkurrierende, ängstliche Drehbuchentscheider möglicherweise von der selbst verordneten Quotenfixierung und Stoffentlüftung entlastet.

Welche Homepages können Sie denn empfehlen?

Die inspirierenden Debattenbeiträge und Kolumnen auf www.spiegel.de von Münchau über Berg zu Dietz, im www.opinion-club.com, bei www.carta.info oder im Politischen Feuilleton (www.dradio.de) liefern kontrastreiche Perspektiven. Oft eine Bereicherung der ziemlich ausgedünnten Leitartikelkultur des allzu berechenbaren Kommentariats.

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