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Zukunft der Medien: Kulturausschuss: „Eine neue Art von Journalismus“

Immer seichter, schneller, schlechter? Ist Qualitätsjournalismus in Zeiten des Internets überhaupt noch möglich? Bei einem Expertengespräch im Kulturausschuss des Bundestags waren sich die Fachleute am Mittwoch einig:

Das weltweite Netz eröffnet auch dem professionellen Journalismus faszinierende Möglichkeiten – vorausgesetzt, er hält seine Standards ein und wird nicht kaputt gespart.

Hans Leyendecker, leitender Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“, sagte, trotz der schier grenzenlosen Informationsmöglichkeiten jedes Einzelnen hätten die klassischen Medien weiter eine Chance. „Da geht ein Stückchen der Zug hin, dass wir sehr viel klüger sortieren und das Wichtige vom Unwichtigen trennen.“ Zudem gebe es neue Möglichkeiten zur Zusammenarbeit von Journalisten und Lesern. So habe sich die Netzgemeinde nach dem von seiner Zeitung veröffentlichten Bericht über Plagiate in der Doktorarbeit von Verteidigungsminister zu Guttenberg zusammengetan und zahllose weitere Beispiele gefunden.

Die Vertreter erfolgreicher Online-Portale wiesen die Befürchtung zurück, die abnehmende Zahl von Zeitungen sei eine Gefahr für die Demokratie. „Wir erleben die Geburt einer neuen, anderen Art von Journalismus“, sagte der Chefredakteur von „Zeit Online“, Wolfgang Blau. Für den Nutzer bekämen die Informationen mehr Transparenz, er könne selbst über seine Quellen entscheiden. Die Geschäftsführerin von „Spiegel Online“, Katharina Borchert, sagte: „Es liegt aber auch an der Verlagsseite, den Journalisten weiter den Rücken für gute Qualitätsarbeit freizuhalten.“

Der Kulturausschuss will die Diskussion über Qualität in den Medien zu einem Schwerpunktthema machen. Drei bis vier weitere Anhörungen sind geplant. „Das ist ein Thema, das die Öffentlichkeit angeht“, sagte Ausschuss-Chefin Monika Grütters (CDU). Der Hamburger Kommunikationswissenschaftler Volker Lilienthal warnte allerdings vor dem Modewort Qualitätsjournalismus: „Das ist oft nur ein ideologischer Tarnbegriff, um reale Abbauprozesse in den Redaktionen zu kaschieren.“ (dpa/Tsp)

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