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Auch Google hat ein Interesse an gutem Lokaljournalismus. Der Stand von Google auf der Internetkonferenz re:publica.

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Zukunft der Medien: Wie kann es auch künftig guten Lokaljournalismus geben?

Wertvolle Inhalte: Eine Diskussion auf der Media Convention stellt auch die Frage nach der Verantwortung von Facebook und Google.

Gut ist es um den Lokaljournalismus nicht bestellt. In immer mehr Regionen gibt es nur noch eine Tageszeitung, und die kämpft meistens ums Überleben. Seit Jahren verlieren Lokalzeitungen dramatisch an Anzeigeneinnahmen und Abonnenten, so der Medienökonom Frank Lobigs in seiner Keynote, die auf der MediaConvention in Berlin am Dienstagnachmittag eine Diskussion zum Thema „Lokaljournalismus zwischen Innovation, gesellschaftlicher Bedeutung und staatlicher Förderung“ einläutete.

Die Digitaleinnahmen von Lokalredaktionen seien „ein absolutes Desaster“ und tendieren gegen Null, erklärt Lobigs. Begründet sei das in einem „epochalen Paradigmenwechsel“: Die Zeitungen verlieren gegen Google und Facebook sowohl ihre Anzeigen, als auch ihre Lesergruppen. Während die alten Abonnentenjahrgänge langsam wegsterben, können unter den Jüngeren, die eher online unterwegs sind, kaum neue hinzugewonnen werden. Nur durch Erhöhungen des Verkaufspreises konnten die Verluste einigermaßen aufgefangen werden.

„Die hard“ (Stirb langsam) nennt Lobigs diesen Prozess nach einem Film mit Bruce Willis. Doch obwohl in den vergangenen Jahren über 30 Prozent der Redakteursstellen weg gefallen sind, machen Lokalredaktionen noch immer den größten Teil des deutschen Zeitungsmarktes aus.

Kosten werden im Lokaljournalismus vor allem durch das Bilden von „Zeitungsketten“, durch Kooperationssynergien, gemeinsame Mantelseiten sowie durch Produktionssteigerungen bei gleichzeitigem Personalabbau erzielt. Außerdem werden immer mehr Redaktionen, auch konzernübergreifend, zusammengelegt wie in Berlin die „Berliner Zeitung“ mit dem „Berliner Kurier“. Oder es werden Lokalteile wechselseitig unter miteinander konkurrierenden Häusern ausgetauscht und zu einer Redaktion zusammen geschlossen.

Eine große Redaktion kann halt besser arbeiten als zwei kleine

Die Folge: Immer mehr Städte und Kreise werden deshalb nur noch von einer Lokalzeitung versorgt. Schlimm sei das aber nicht, denn Studien haben gezeigt, dass die journalistische Qualität durch die Zusammenlegung steigt: Eine große Redaktion kann halt besser arbeiten als zwei kleine.

Doch wie sieht der Lokaljournalismus der Zukunft aus? Wie kann er überleben? Nach Antworten suchten in der anschließenden Diskussion Hansjürgen Rosenbauer, Gründungsintendant des ORB und Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, RBB-Intendantin Patricia Schlesinger, Thomas Kralinski, Staatssekretär des Landes Brandenburg, Bascha Mika, Chefredakteurin der „Frankfurter Rundschau“ und Isabell Sonnenfeld, Leiterin des Google News Lab in der Dach-Region.

Lokaljournalismus, da waren sich die Experten einig, ist lebenswichtig für die Demokratie. So wurden verschiedene Fördermodelle diskutiert, eine Lockerung des Kartellrechts gefordert, um auch Kooperationen zwischen lokalen Radiosendern und Lokalzeitungen zu ermöglichen, eine Senkung oder gar Streichung der Mehrwertsteuer und vieles mehr. Auch Google fördert Journalismus und vergibt Stipendien an Nachwuchsjournalisten, was auf dem Panel wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde. Die Frage, warum Facebook und Google die Medien, durch deren Inhalte sie erst so wertvoll geworden sind, nicht an den Werbeerlösen beteiligen, wurde leider nicht gestellt.

Der Tagesspiegel hat selbst ein durch die Google Digital News Initiative gefördertes Berliner Lokaljournalismus-Projekt gestartet: Tagesspiegel Leute, mit bezirklichen Newslettern, Websites und Social-Media-Auftritten.

Anmerkung der Redaktion: In der ersten Fassung dieses Textes ist uns ein Fehler unterlaufen. Dort stand, dass immer mehr Redaktionen, auch konzernübergreifend, zusammengelegt werden wie in Berlin die „Berliner Morgenpost“ mit dem „Berliner Kurier“. Korrekt heißt es jetzt an dieser Stelle: „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“, wie es auch in dem Vortrag von Medienökonom Frank Lobigs geheißen hatte. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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