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Zum Weinen: Oh nein! Kein Junge!

Die „Neue Welt“ muss sich für eine schlimme Falschmeldung zum Baby der schwedischen Prinzessin Viktoria entschuldigen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die „Neue Welt“ mit einer Meldung falsch liegt. Doch die Schlagzeile, die sie in der Mittwoch erscheinenden Ausgabe korrigieren muss, ist besonders peinlich. „Hurra, ein Junge!“ hatte das Magazin aus der WAZ-Gruppe zum Nachwuchs der schwedischen Kronprinzessin vergangenen Mittwoch getitelt. Zwar gebar Victoria in der Nacht zu Donnerstag tatsächlich ein Baby – allerdings ein Mädchen.

Eine ganze Woche lang lag die „Neue Welt“ mit der falschen Geschichte am Kiosk. Redaktionsschluss war bereits am Donnerstag in der Woche zuvor. Hatte der Chefredakteur an diesem Tag einfach eine Münze geworfen? Zahl für Junge, Kopf für Mädchen?

Nein, Schuld an der „Katastrophe“, wie Chefredakteur Kai Winckler den Titel auf Focus Online nennt, seien falsche Informationen „aus dem engsten Umfeld des schwedischen Königshauses“ gewesen, nach denen Victoria einen Sohn erwarte. „Silvia weinte vor Glück“, heißt es in der Geschichte, Victorias Mann, „der arme Daniel, der vor Nervosität zitterte“ sei froh gewesen, dass ihm seine Schwiegermutter „die Angst vor dem großen Moment genommen hatte“. Dazu Bilder, die den werdenden Vater auf dem Weg zum Krankenhaus und die Mutter mit ihrem Sohn zu zeigen scheinen.

Skandinavische Blätter, wie die schwedische Zeitung „Aftonbladet“, machten sich in den vergangenen Tagen lustig über das deutsche Magazin. „Es ist kein Geheimnis, dass die deutsche Klatschpresse manchmal über das Ziel hinausschießt, aber diesmal übertrifft sie sich selbst“, heißt es im norwegischen „Dagbladet“ über den Titel der „Neuen Welt“.

Mehr als hundert erboste E-Mails und Anrufe seien von Lesern in der Redaktion eingegangen, sagte Chefredakteur Winckler Focus Online. „Das ist mir so noch nie passiert“, beurteilte er das Ausmaß des Desasters.

Dabei ist die Ausgabe vom vergangenen Mittwoch nur der Gipfel der Meldungen, die den Leserinnen der „Neuen Welt“ vorab zum Schweden-Nachwuchs präsentiert wurden. Bereits im Dezember hatte das Magazin getitelt: „Hurra, ein Junge!“, kurz darauf wurden Fotos gedruckt, die den Eindruck erwecken konnten, dass sie Victoria mit ihrem Baby zeigten.

Angebliche Sensationsmeldungen sind das Geschäft der Klatschblätter

Schon 2004 musste Winckler, damals noch als Chefredakteur des Konkurrenzhefts „Das neue Blatt“, widerrufen: „Keine Tragödie um Victoria! Nicht verraten, verlassen, verzweifelt. Keine Krebserkrankung!“, berichtet Blogger Stefan Niggemeier.

Angebliche Sensationsmeldungen sind das Geschäft der Klatschblätter. Gerade erst verkündete die „Freizeit Woche“, dass Königin Beatrix nach dem Ski-Unfall ihres Sohnes zurücktrete. Davon weiß die niederländische Botschaft in Berlin allerdings nichts, wie der Branchendienst Meedia.de erfuhr.
Ein Klassiker sind „exklusive“ Neuigkeiten über Nachwuchs in den verschiedenen Adelshäusern. Demnach müssten William & Kate, Felipe & Letizia und Máxima & Willem-Alexander jede Woche Kinder bekommen. Doch die Leserinnen der Magazine scheint nicht zu stören, dass ihnen offenkundig Falschmeldungen serviert werden. Die „Neue Welt“ verkauft wöchentlich fast 235.000 verkauften Exemplare.

Die WAZ-Gruppe sieht auch keinen Anlass, nach der Falschmeldung personelle Konsequenzen zu ziehen. „Das steht nicht zur Diskussion“, sagte WAZ-Sprecher Paul Binder, auch wenn die Redaktion „einen bedauerlichen Fehler gemacht“ habe und sich dafür in der Ausgabe am Mittwoch entschuldigen werde. Die Leser dürfen weinen vor Glück.

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