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„Sie sind der Meinung, das war ... Spitze!“. Diese Frage an das Publikum und den Sprung dazu hat Moderator Kai Pflaume von Hans Rosenthal übernommen. Foto: NDR

© ARD/NDR/Frank P. Wartenberg/neuu

Zurück am Donnerstagabend: „Dalli Dalli“ reloaded

Nach mehr als 25 Jahren landet der Showklassiker wieder in der Primetime. Moderator ist Kai Pflaume, Hans Rosenthals Enkelin Debby übernimmt eine ganz besondere Funktion.

Das ist auch eine Art Auszeichnung: Zu ihrer Single „Dinge von denen“ hat die Punk-Rock-Band „Die Ärzte“ das Musikvideo in einer detailgetreuen Nachbildung der alten, wabenartigen „Dalli-Dalli“-Kulisse gedreht. Ironie oder Verbeugung? Oder beides? Wenn man heute Mittvierziger fragt, die nicht gerade aus einem fernsehfreien Eltern-Haushalt kommen, an was sie sich aus den 1970er Jahren im Fernsehen am meisten erinnern, dürfte das die populäre, von Hans Rosenthal moderierte ZDF-Fernsehshow sein. Donnerstagabends, 153 Sendungen von Mai 1971 bis September 1986. „Dalli Dalli“ ist immer noch so populär, dass die Show, über 25 Jahre nach dem Tod ihres Erfinders im Februar 1987, am Donnerstagabend in der Primetime im Ersten eine Neuauflage mit Kai Pflaume erfährt.

Ganz neu ist das allerdings nicht. Eine 60-minütige, leicht modifizierte Version der Show läuft seit drei Jahren sehr erfolgreich zum späteren Samstagabend im NDR Fernsehen, mit bis zu 1,5 Millionen Zuschauern. Nun also die Rückkehr auf den traditionellen Sendeplatz am Hauptabend. Auch in der Neuauflage liefern sich acht Prominente, darunter Florian Silbereisen, Katarina Witt, Jutta Speidel und Henry Maske, in vier Zweier-Teams einen temporeichen Wettkampf mit verrückten Spielen, Quiz-Runden auf der berühmten „Dalli-Tonleiter“ oder beim legendären „Dalli-Klick“. Schnellzeichner Oskar (eigentlich Hans Bierbrauer) fehlt, er ist 2006 verstorben. Für die Zwei-Personen-Jury wurde neben Jan Hofer Rosenthals Enkelin Debby, 20, verpflichtet. Witwe Traudl und Sohn Gert werden als Ehrengäste erwartet. Drei Ausgaben sind zunächst geplant.

Erstaunlich genug, dass es ausgerechnet „Dalli Dalli“ geschafft hat, unter den großen Showklassikern wie „Der große Preis“, „Am laufenden Band“ oder „Einer wird gewinnen“ auch nach dem Tod seines Moderators fortzubestehen. Die Lust am TV-Quiz und an der simplen Machart scheint unverwüstlich. Typische Fragen für die Prominenten waren und sind: „Sie schauen aus Ihrem Fenster. Was können Sie da sehen?“, „Nennen Sie alle Opern- und Festivalhäuser, die Ihnen einfallen!“ oder „Was bewahren Sie alles in Ihrem Nachttisch auf?“ Hape Kerkeling hat das mal in einem Sketch nachgespielt, in dem eine Frau und ein Mann unter dem Motto „Kegeln“ gegen „Kiffen“ am Wortspiel für Assoziationen zu einem bestimmten Thema teilnahmen.

Das Studio von Dalli strahlt mit seiner Waben-Wand Retro-Schick aus

Bei Hans Rosenthal war solche Ironie natürlich undenkbar. Wenn es mit den Antworten und Spielchen sehr gut lief, fragte der Moderator sein Saalpublikum: „Sie sind der Meinung, das war ...“, sprang dabei in die Luft und erwartete die krachende Antwort des Publikums: „Spitze!“. Kai Pflaume macht das genauso, im Studio mit Retro-Schick und Waben-Wand. Dieser Sprung ist jetzt sogar titelgebend, anders als noch beim Comeback 2011 im Dritten. Laut ARD-Unterhaltskoordinator Thomas Schreiber habe die ARD „auf Bitten des ZDF“ den Titel geändert.

„Für die Ausstrahlung des Showkonzepts im ARD-Hauptprogramm hat sich das ZDF mit der ARD geeinigt, dass hierfür ein anderer Sendetitel als ,Dalli Dalli’ verwendet werden soll“, sagt ein ZDF-Sprecher. Ist für den öffentlich-rechtlichen Konkurrenten ja auch nicht so erfreulich: Eine „Dalli-Dalli“-Neuauflage im ZDF in den 1990er Jahren am Nachmittag mit Andreas Türck floppte. Offenbar war die Zeit damals noch nicht reif, oder Pflaume macht das einfach besser.

„Das Format ist in seinem einfachen Spielecharakter zeitlos und kann daher immer wieder gesendet werden“, sagte die Medienwissenschaftlerin Joan Kristin Bleicher der Agentur dpa. In Zeiten der wachsenden Konkurrenz mit dem Internet gebe es bei Programmverantwortlichen die Besinnung auf ihre Kernkompetenzen in Sachen Unterhaltung. Bei älteren Zuschauern greife der Nostalgieeffekt. Ob sich jüngere Zuschauer für das Format begeistern lassen, müsse abgewartet werden. Warum nicht. Die Musikgruppe Sportfreunde Stiller hat zu Rosenthals Ausruf „Sie sind der Meinung, das war Spitze!“ das Lied „Spitze“ gemacht. Und am Ende jenes Musikvideos der „Ärzte“ fragt der Moderator: „Sie sind der Meinung, das war … Spitze!“

„Das ist Spitze!“, ARD, Donnerstag, um 20 Uhr 15

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