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Medien: Zurückgetreten

„New York Times“-Chef zieht Konsequenz aus Fälscherskandal

Der Chefredakteur der „New York Times“, Howell Raines, ist zurückgetreten. Die Zeitung begründete am Donnerstag diesen Schritt mit der Affäre um den jungen Reporter Jayson Blair. Der hatte in mindestens 37 von 73 Artikeln aus anderen Zeitungen abgeschrieben, ohne dies kenntlich gemacht zu haben, Fakten gefälscht und fantasiert. Der Skandal galt als ein journalistischer Tiefpunkt in der 152-jährigen Geschichte der renommierten „New York Times“, die sich rühmt, die beste Zeitung der Welt zu sein. Ebenfalls zurückgetreten ist der verantwortliche Politikchef Gerald Boyd.

Der Verleger und Vorstandsvorsitzende der „Times Company“, Arthur Sulzberger jr., kommentierte die Rücktritte auf einer eigens einberufenen Betriebsversammlung mit den Worten: „Dies ist ein Tag, der mein Herz bricht.“

Der Skandal um Jayson Blair hatte die „Times“ in eine tiefe Krise gestürzt. Im Zentrum stand die Frage, wie es einem überkreativen Reporter mit Alkohol- und Drogenproblemen gelingen konnte, durch alle prüfenden Instanzen hindurch trotz offenkundiger handwerklicher Mängel und trotz interner Warnungen immer weiter aufzusteigen. Bald richtete sich die Wut vieler Mitarbeiter gegen den 60-jährigen Raines, der die Zeitung erst seit knapp zwei Jahren leitet. Raines galt einerseits als autoritär und unzugänglich, ihm wurde vorgeworfen, seine Lieblinge – unter ihnen Blair – gegen alle Kritik abgeschrimt zu haben. Andererseits aber war er erfolgreich. Im April 2002 erhielt die „Times“ die Rekordzahl von sieben Pulitzerpreisen. Nach Blairs Rücktritt wird vorübergehend dessen Vorgänger im Amt, Joseph Lelyveld, die redaktionelle Leitung der Zeitung übernehmen.

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