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Medien: Zwei neue Stasi-Fälle

„Berliner Zeitung“: Ehrenrat soll jetzt entscheiden

Bei der „Berliner Zeitung“ haben sich zwei weitere Redakteure zu ihrer Stasi-Vergangenheit bekannt, wie Chefredakteur Josef Depenbrock gestern dem Tagesspiegel bestätigte. Die beiden 51- und 52-Jahre alten Redakteure, die in den Ressorts Lokales und Politik arbeiten, hatten sich bereits im Frühjahr gegenüber Chefredaktion und Redaktionsausschuss offenbart – kurz nachdem aufgedeckt wurde, dass ein Leitender Redakteur als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) für das DDR-Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet hatte und sich ein weiterer Leitender Redakteur ebenfalls zu seiner IM-Tätigkeit bekannte.

Dass die beiden neuen Fälle erst jetzt durch Medienberichte an die Öffentlichkeit kamen, habe nichts mit Vertuschung zu tun, sagte Depenbrock: „Ich wollte die beiden Mitarbeiter keiner öffentlichen Inquisition aussetzen, sondern die Empfehlung des Ehrenrates abwarten und dann die Leser informieren.“

Der unabhängige Ehrenrat, der sich aus dem Vorstandsvorsitzenden der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Rainer Eppelmann, dem früheren Direktor der Stasi-Unterlagenbehörde, Peter Busse, sowie dem Theaterregisseur Thomas Langhoff und dem Schriftsteller Adolf Endler bildet, war auf Wunsch des Redaktionsausschusses von Depenbrock eingesetzt worden. Er soll prüfen, ob und wie Redakteure mit Stasi-Vergangenheit bei der „Berliner Zeitung“ beschäftigt sein dürfen.

Depenbrock hatte im Frühjahr den Rechtsanwalt und ehemaligen Personalchef der „Berliner Zeitung“, Johannes Weberling, mit einem Forschungsprojekt beauftragt, um die Einflussnahme der Stasi auf das ehemalige SED-Blatt zu untersuchen. Die Redakteure wollten die Aufklärung hingegen selbst in die Hand nehmen, knapp über 100 beantragten ihre Akten bei der Birthler-Behörde, um sie dem Ehrenrat zur Verfügung zu stellen. Darunter auch die beiden Redakteure, deren IM-Tätigkeit jetzt bekannt wurde.

Am Dienstag soll nun der Ehrenrat erneut tagen, um dann Depenbrock eine Empfehlung zu geben. Die beiden Leitenden Redakteure sind inzwischen nicht mehr in ihren Funktionen, aber weiter beim Blatt beschäftigt. sop

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