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Meinung: … Afrika

über die handybegeisterten Afrikaner, die gerade eine Technikgeneration überspringen Wer einmal versucht hat, aus Afrika anzurufen, wird wissen, dass alles, was hier mit dem Telefon zu tun hat, viel Geduld braucht. In Ostafrika beispielsweise muss man nur für ein Ortsgespräch oft drei Dutzend Mal die gleiche Nummer wählen.

über die handybegeisterten Afrikaner, die gerade eine Technikgeneration überspringen Wer einmal versucht hat, aus Afrika anzurufen, wird wissen, dass alles, was hier mit dem Telefon zu tun hat, viel Geduld braucht. In Ostafrika beispielsweise muss man nur für ein Ortsgespräch oft drei Dutzend Mal die gleiche Nummer wählen. Und Teilnehmer in anderen Städten oder gar im Ausland anzurufen, ist geradezu utopisch. Telefonieren im staatlichen Festnetz ist vielerorts ein Geduldsspiel mit minimaler Aussicht auf Erfolg.

Genau dieser Zustand hat sich als Glücksfall für die Mobilfunkanbieter erwiesen. Afrika, mit Südafrika als Vorreiter, hat sich für sie zum neuen Eldorado entwickelt. Inzwischen ist der Kontinent zum am schnellsten wachsenden Mobilfunkmarkt der Welt mutiert. Allein zwischen 1999 und 2004 hat sich die Zahl der Handy-Benutzer von 7,5 auf 82 Millionen mehr als verzehnfacht. Mit welcher Wucht sich die neue Technik durchsetzt, ist vor allem in Südafrika zu beobachten, wo mehr als 20 Prozent der afrikanischen Zuwachsraten erzielt werden – und der Markt bald als gesättigt gelten kann.

Obwohl die Kaprepublik dominiert und manche Statistik verzerrt, ist der Trend keineswegs auf Südafrika beschränkt: In Nigeria verzeichnete der Handymarkt letztes Jahr Zuwachsraten von 100 Prozent. Die Nachfrage hat dort solche Ausmaße erreicht, dass die Netzbetreiber vor zwei Jahren gezwungen waren, den Verkauf von SIM-Karten einige Monate lang auszusetzen, um mit dem Ausbau des völlig überlasteten Netzes nachzukommen. Auf einem Kontinent, wo Menschen in abgelegenen Gebieten vor kurzem noch per Trommel kommunizierten, sind Mobiltelefone eben ähnlich revolutionär wie vor 60 Jahren das Aufkommen des Fernsehers in Europa.

Die phänomenalen Zuwachsraten sind eine direkte Folge der Privatisierung vieler Telefonmonopolisten auf dem Kontinent. Die hart konkurrierenden Betreiber haben begonnen, Sprechzeit in kleineren und damit auch billigeren Einheiten zu verkaufen. Die meisten Afrikaner kaufen sich air time für zwei bis fünf Dollar im Monat. Obendrein drückt der Wettbewerb die Preise. Noch wichtiger ist aber, dass die Telefonpreise gepurzelt sind. Motorola plant gar, in Kürze ein spezielles Afrika-Handy für 40 Dollar auf den Markt zu bringen Handys haben es Millionen von Afrikanern ermöglicht, eine technologische Generation einfach zu überspringen. Und das Potenzial des Kontinents bleibt gewaltig, schon weil viele ländliche Regionen noch unerschlossen sind: Nur sechs von 100 Afrikanern haben trotz des Booms bisher ein Handy.

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