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Meinung: … Amerika

über den derzeit gefährlichsten Gegner des US-Präsidenten: explodierende Benzinpreise Für George W. Bush war es eine erholsame zweite Ferienwoche in Texas: kein offizieller Termin, mit Tour-de-France-Rekordsieger Lance Armstrong ging er auf die rancheigene Mountainbikestrecke.

über den derzeit gefährlichsten Gegner des US-Präsidenten: explodierende Benzinpreise Für George W. Bush war es eine erholsame zweite Ferienwoche in Texas: kein offizieller Termin, mit Tour-de-France-Rekordsieger Lance Armstrong ging er auf die rancheigene Mountainbikestrecke. Seine Berater jedoch laufen mit Sorgenfalten herum. Sie haben es plötzlich mit einem Gegner zu tun, den sie weit ernster nehmen als die Schreckensnachrichten aus dem Irak oder das lästige Friedenscamp der Kriegsgegner draußen vor der Tür. „Jump at the pump“ dröhnte es diese Woche mehrfach von den Titelseiten der Zeitungen. Im Gegensatz zum Irakkrieg spürt jede Familie den Sprung an den Zapfsäulen im Portemonnaie.

Fast drei Dollar kostet jetzt eine Gallone Benzin – was einem Literpreis von 63 Euro-Cent entspricht. Und darüber regen sich die Amerikaner auf? Wissen sie nicht, dass sie in einem Mineralölsteuerparadies leben? Ihre Bundesregierung schlägt nur 18,4 US-Cent Steuer auf die Gallone drauf, was nicht einmal fünf Euro-Cent pro Liter entspricht. Das ist nicht einmal ein Zehntel der deutschen Ökosteuer. Doch der gefühlte Preis ist wichtiger als internationale Vergleiche. Und nicht nur das Gefühl, auch die Statistik sagt den Bürgern: Binnen einer Woche wurde die Gallone um 18 US-Cent teurer, der größte Sprung seit 15 Jahren. In diesem Sommer kostet jede Tankfüllung ein Drittel mehr als vor einem Jahr.

Das Land ist im Benzinpreisschock. Der Paketdienstleister UPS hat seine Fahrer angewiesen, die Motoren nicht mehr laufen zu lassen, wenn sie ihre Sendungen an die Haustür bringen. Das soll übers Jahr 14 Millionen Gallonen einsparen, nachdem die Kosten für die 88 000 Lkws starke Flotte um 45 Prozent gestiegen waren. Mehrere Fluglinien haben mitten im August die Preise erhöht, um die Budgets unter Kontrolle zu behalten. Und zögerlich setzt eine Debatte ein, ob der Staat den Autoproduzenten Verbrauchsvorgaben machen soll – ein kleiner Kulturschock in einem Land, das tonnenschwere Geländewagen und Pick-ups mit Acht-Zylinder-Motoren als ideale Privatwagen verherrlicht. Viele Amerikaner, besonders im Mittleren Westen, glauben, für die großen Entfernungen seien sparsamere europäische Autos ungeeignet, Diesel-Pkws sind nahezu unbekannt.

In der Demokratischen Partei wird bereits der Vorschlag debattiert, einen Teil der strategischen Energiereserve auf den Markt zu werfen. Das Weiße Haus lehnt ab – noch. Meinungsforscher sehen im Benzinpreis die Hauptursache für Bushs Umfragetief. Und in wenigen Monaten beginnt der Wahlkampf für die Mid-term-Wahlen zum Kongress.

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