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Meinung: … China

Harald Maass erzählt, wie Sandstürme das Image der Olympiastadt Peking verdunkeln

Wer in Peking in den letzten Tagen das Haus verließ, musste erst einmal das Auto oder das Fahrrad abstauben. In Chinas Norden toben die heftigsten Sandstürme seit Jahren. 300 000 Tonnen Staub und Sand gingen allein am Montag über Peking nieder und verwandelten die Stadt in eine Landschaft aus Dreck: Straßen, Gehwege, Häuser, Autos – alles war mit einer dicken, gelbbraunen Schicht bedeckt. Beim Atmen knirschte es zwischen den Zähnen. Kinder kamen mit Asthmaanfällen ins Krankenhaus. Manche Pekinger fühlten sich wie in einem schlechten Katastrophenfilm.Tagelang war am dunkelgelben Himmel die Sonne verschwunden. In den Straßen sah man Menschen mit weißen Masken vor dem Mund. Behörden warnten, Kinder und Kranke nicht ins Freie zu bringen. In Schulen und Betrieben fiel die ansonsten obligatorische Morgengymnastik aus und die „Flaggenzeremonie wurde verkürzt“, wie die Zeitung „Jinghua Shibao“ berichtete.

Sandstürme gab es im Peking schon immer. Die Frühjahrswinde tragen den Staub aus den Wüsten in Westchina über tausende Kilometer bis an die Küste. Durch die mit Autoabgasen und Industriegiften verpestete Luft in Peking hat sich das Problem jedoch verschärft. Im Internet rumort es, und selbst die staatlichen Medien üben vorsichtig Kritik an der Umweltpolitik. Den Pekingern sei der „blaue Himmel gestohlen worden“, titelten die „Rechts Abendnachrichten“ und monierten die zunehmende Luftverschmutzung in den Städten. „Das ist die Quittung für die blinde Zerstörung der Wälder“, schrieb ein Internetnutzer im populären Forum 163.com. Selbst Regierungschef Wen Jiabao sprach von einer „Warnung“ der Natur. Ausgerechnet an einem Tag, als man in Peking nicht bis zum nächsten Hochhaus schauen konnte, musste er eine Umweltkonferenz eröffnen. „Die ökologische Zerstörung und die Verschmutzung der Umwelt führen zu massiven wirtschaftlichen Verlusten und bedrohen ernstlich das Leben und die Gesundheit der Menschen“, warnte Wen. Chinas Führer sorgen sich vor allem um die „Grüne Olympiade“ 2008. Zwar ist die Luft im Sommer feuchter und das Risiko von Sandstürmen während der Wettkämpfe gering. Für die Regierung passt der Staub jedoch nicht zum Image einer modernen Weltmetropole. Mit künstlichem Regen versuchte Pekings Behörde in den vergangenen Tagen, den Dreck aus der Luft zu waschen. Dann fuhren Arbeitertrupps mit Tankautos und langen Schläuchen durch die Straßen, um die Olympiastadt wieder sauber zu spritzen.

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