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Meinung: … Italien

Sie heißt Eva, er heißt Adam. Zusammen gibt das – richtig, ruft Heinrich Heine dazwischen, „genau diese alte Geschichte, immer wieder neu.

Sie heißt Eva, er heißt Adam. Zusammen gibt das – richtig, ruft Heinrich Heine dazwischen, „genau diese alte Geschichte, immer wieder neu. Wem sie just passieret, dem bricht das Herz entzwei“. So ist’s. Und Italien erlebt wieder ein rührend-tragisch-menschelndes Politikdrama.

Es spielt in Kalabrien, an der Stiefelspitze also, in der Stadt Cosenza. Dort hat August von Platen der Bestattung des Gotenkönigs Alarich zu literarisch ewigem Leben verholfen: „Nächtlich am Busento lispeln leise Lieder …“ Und in Cosenza meldete die blonde, junge, ledige, linke Bürgermeisterin Eva Catizone, sie erwarte ein Kind. Den Namen des Vaters indes wollte sie nicht preisgeben: „Das soll er selber machen.“

Er tat es. Nicola Adamo, Parteisekretär der kalabrischen Linksdemokraten, beichtete per Zeitungsinterview. Allerdings bereute er bitterlich diesen Seitensprung, mit dem er die eigene Ehefrau betrogen habe. Adamo ließ Eva sofort wieder sausen und erarbeitete sich bußfertig die Rückkehr ins eigene Heim.

Adamo und Eva – das war die Love-Story im italienischen Sommertheater 2004. Jetzt ist Eva Catizone aus ihrem Bürgermeisteramt gedrängt worden. 32 von 40 Gemeinderäten, fast alle aus den „befreundeten“ Mitte-Links-Parteien, traten gleichzeitig zurück – eine stille Verschwörung ohne öffentliche Aussprache.

Die kalabrische Politik ist ein Dschungel mit eigenen Gesetzen. Nichts lag im Falle Catizone näher, als an eine Intrige zu denken: der einstige Liebhaber, inzwischen zum regionalen Wirtschaftsminister aufgestiegen, seine eifer- und rachsüchtige Ehefrau. Heftig schütteln alle Beschuldigten den Kopf. Adamo habe mit dem Komplott nicht das Geringste zu tun, sagen sie. Eva Catizone habe im Rathaus eben unerträglich und selbstherrlich regiert, falsche Entscheidungen getroffen, ihre politischen Wegbereiter hinausgeekelt. Nurmehr elf Prozent der Cosentiner fänden Gefallen an ihrer einstigen so modernen Strahlefrau.

Wie auch immer. Politische Beobachter ziehen schon eifrig die nationale Lehre aus dem Fall: Die zerstrittenen Mitte-Links-Parteien, das habe sich in Cosenza gezeigt, fänden durchaus zur Einmütigkeit, wenn sie ein gemeinsames Ziel vor sich hätten. Fragt sich nur, ob das für Bündnischef Romano Prodi wirklich eine so gute Nachricht ist …

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