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Meinung: … Österreich

über Cordoba am Arbeitsmarkt und sächselnde Skihütten Am Freitag weilte Kanzler Gerhard Schröder zu einem kurzen Arbeitsbesuch in Wien, und er kam den Österreichern, das muss man so sagen, gerade recht. Schon seit der Staatsgründung messen sich die Österreicher nämlich gerne mit dem großen Nachbarn, und abgesehen vom Wintersport und ein paar Randerscheinungen wie bei der Fußball-WM 1978 in Argentinien – Stichwort: Cordoba – hatten die Österreicher dabei wenig zu lachen.

über Cordoba am Arbeitsmarkt und sächselnde Skihütten Am Freitag weilte Kanzler Gerhard Schröder zu einem kurzen Arbeitsbesuch in Wien, und er kam den Österreichern, das muss man so sagen, gerade recht. Schon seit der Staatsgründung messen sich die Österreicher nämlich gerne mit dem großen Nachbarn, und abgesehen vom Wintersport und ein paar Randerscheinungen wie bei der Fußball-WM 1978 in Argentinien – Stichwort: Cordoba – hatten die Österreicher dabei wenig zu lachen. Nun scheint sich das Blatt aber zu wenden, zumindest wirtschaftlich.

„Österreich gegen Deutschland: 11 zu 4“ titelte deswegen anlässlich Schröders Besuch das Wiener Wirtschaftsmagazin Format am Freitag, um dann zum Gaudium der Leser ein paar Wirtschaftsfaktoren aufzulisten von Konjunktur bis Arbeitslosenquote, von Investitionsfreudigkeit bis zur Kaufkraft. In all diesen Kategorien hat Österreich derzeit die Nase vorne.

Besonders gefällt den Österreichern derzeit aber die Situation am Arbeitsmarkt, denn auch hier hat sich, wie eine am Montag veröffentlichte Studie der Sozialversicherungen zeigt, das Bild gewandelt: Zogen bis vor ein paar Jahren die Österreicher der Arbeitsplätze wegen nach Deutschland, so kommen jetzt die Deutschen nach Österreich – und sie kommen in Scharen. Tourismus, Gastronomie und Bauwirtschaft haben sich in den vergangenen Monaten zu einem Magneten vor allem für ostdeutsche Jobsuchende entwickelt. Besonders in der Gastronomie: Waren bisher manche Speisekarten nur wegen der Kundschaft auf Bundesdeutsch verfasst, so hat man mittlerweile den Eindruck, die Germanifizierungen von „Stelze“, „Gspritzer“ oder „Schmarrn“ sind nun wegen des Personals notwendig. „Auf den Skihütten sächselt es“, stellte deswegen am Dienstag der liberale Wiener „Standard“ nicht ganz frei von Nationalstolz fest, schließlich ist das ein guter Beweis dafür, dass es in Österreich noch gibt, woran es in Deutschland fehlt – Arbeitsplätze nämlich. In der Gastarbeiterstatistik Österreichs liegt Deutschland damit in diesem Jahr auf Platz eins, deutlich vor den traditionellen Auszugsländern Polen, der Slowakei oder Kroatien. Auch das ist etwas, das den Österreichern gefällt und das sie sich neuerdings gerne zuraunen.

Ob der Trend ein dauerhafter ist oder sich die Vorzeichen im Falle eines deutschen Wirtschaftsaufschwungs bald ändern werden, ist dabei schon beinahe nebensächlich. Die siegreichen Helden von Cordoba werden in Wien schließlich auch heute noch so verehrt, als hätte Hans Krankl erst gestern eingenetzt.

Markus Huber

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