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Meinung: … Österreich

Es gibt im Sport das Motto „Tue Gutes und rede darüber“. Woche für Woche sieht man, wie sich Sponsoren im VIP-Bereich der Fußballklubs die Belohnungsgesichtswäsche im Medienbad abholen.

Es gibt im Sport das Motto „Tue Gutes und rede darüber“. Woche für Woche sieht man, wie sich Sponsoren im VIP-Bereich der Fußballklubs die Belohnungsgesichtswäsche im Medienbad abholen. Vor allem in Österreich, wo man bereits mit einer Summe von 50 000 Euro sein Logo an Brust, Ärmel, Strümpfe oder Pobacken der Spieler kleben und dafür sein Gesicht als Wohltäter herzeigen kann.

Die Firma EADS sieht das offenbar anders: Mindestens 280 000 Euro soll der Rüstungskonzern dem Wiener Traditionsklub Rapid 2002 gespendet haben, laut einer Wiener Tageszeitung sogar noch deutlich mehr. PR-technisch wurde dieses für Rapid nicht unwesentliche Sponsoring aber nicht genutzt, im Gegenteil. EADS schwieg darüber, vier Jahre lang. Schon klar: Ein Eurofighter-Logo auf den Pobacken eines Rapid-Spielers macht wenig Sinn, weil die breite Mehrheit der Rapid- Fans sich ohnehin kein Kampfflugzeug in die Garage stellen würden. Trotzdem: Was hat ein Rüstungskonzern mit einem Fußball-Klub am Hut? Um einen Klub zudem, der nun nicht gerade ein Europäischer Player, ein richtiger Eurofighter eben, ist? Geht es vielleicht gar nicht um den Klub, sondern um die Entscheidungsträger in dessen Gremien?

Rapid ist Österreichs populärster Fußballverein, in seinem Freundeskreis sitzen Politiker aller Coleurs. 2002 hat die österreichische Bundesregierung für insgesamt zwei Milliarden Euro 18 Eurofighter angekauft. Es ist das größte Rüstungsgeschäft der Geschichte des Landes, vorangegangen war ein heftiges Ziehen und Zerren um den Ankauf, denn neben Eurofighter hatten sich auch der Saab-Konzern und Lockheed-Martin um den Auftrag beworben. EADS war der teuerste Anbieter – und bekam trotzdem den Zuschlag. Seit knapp vier Monaten untersucht nun ein Untersuchungsausschuss des Parlaments die Vorgänge um diese Beschaffung durch die alte Regierung. Und seit dem Ausschuss die Steuerunterlagen des wichtigsten EADS-Lobbyisten in Wien vorliegen, tauchen ganz eigenartige Zahlungen auf: Neben dem Sponsoring für Rapid geht es um die Anzahlung für ein Marketingkonzept, dass der Lobbyist der Firma eines Freundes geleistet hat. Dieses Konzept wurde nie erstellt, der Freund ist allerdings im Hauptberuf Oberbefehlshaber der Luftstreitkräfte und hatte wesentlichen Anteil daran, dass die Entscheidung für die Eurofighter fiel. Kurz danach wurde die Anzahlung geleistet.

Ganz offensichtlich ist EADS ein netter Konzern. Und der Lobbyist kennt ein weiteres Motto aus dem Geschäftsleben: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.

Markus Huber

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