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Ein Zwischenruf …: … zu Managern

Kommunikativem Unvermögen: Der spröde Appell der Energiemanager ist ein beunruhigendes Fanal.

Die Energiewirtschaft schaltete in dieser Woche eine bemerkenswerte Anzeigenkampagne für die Verlängerung von Atomkraftwerks-Laufzeiten. Erstens war die Unterschriftenaktion in der Topetage der deutschen Wirtschaft interessant, weil Unternehmenschefs sich im Umgang mit einer bürgerlichen Regierung normalerweise zurückhalten. Schließlich kann es für sie unter neuen Herren nur noch schlimmer werden. Zweitens führen sie die heiklen Gespräche über die Konditionen von Laufzeitverlängerung und Kernelementesteuer lieber im Stillen. Und drittens ist der Ton bemerkenswert, in dem die Anzeige gehalten war. Für den üblichen Stil von Wirtschaftsunternehmen wurde geradezu warmherzig um die Zustimmung der Gesellschaft und der Berliner Politiker gebuhlt. Und doch geriet die Erklärung belehrend, distanziert und blutleer. Ein spröder Appell, der auf allgemeine Ablehnung stieß. Man will sich nicht vor den Karren der Energiewirtschaft spannen lassen, und schon gar nicht von diesen Leuten.

Es ist schon merkwürdig. Konzerne, die mit ausgebufften Werbe- und Imagekampagnen erfolgreich um Kunden und Sympathie für ihre Produkte werben, verstolpern den Appell in eigener Sache so gründlich, dass man fast an Absicht glauben will. Wie kommt es, dass eine Branche den Ton so gründlich verfehlt? Es zeigt, dass Unternehmer und Manager die Sprache verloren haben. Mit der Öffentlichkeit kommen sie nur noch dann ins Gespräch, wenn sie Übersetzer haben. Die Sprache, die Gesten und die Argumente der Manager selbst haben sich zu weit von dem Leben und Erleben der Verbraucher und Wähler entfernt, als dass bei der direkten Konfrontation beider Welten noch etwas Erfreuliches herauskommen könnte.

Nicht nur für gesellschaftliche Milieus ist es verheerend, wenn sie sich aus kommunikativem Unvermögen aus dem öffentlichen Diskurs abmelden. Für Unternehmen gilt das genauso. Führungspersonal, das aus sich heraus nicht mehr in der Lage ist, einen angemessenen, von durchschnittlicher Wertschätzung getragenen Kontakt zur Öffentlichkeit herzustellen, wird irgendwann von dieser Öffentlichkeit nicht mehr oder nur noch negativ wahrgenommen. Eine Öffentlichkeit, die sich nicht mehr für den Zustand und die Aussichten ihrer Unternehmen, also für ihre materiellen Grundlagen interessiert, wird über kurz oder lang diese Firmen verlieren. Der Energie-Appell der Industrie ist ein beunruhigendes Fanal. In Deutschland wurde es schon immer gefährlich, wenn Eliten und Volk sich entfremdeten.

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