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1. Mai in Berlin: Großritual

Der Innensenator streckt die Hand aus - und vieles deutet darauf hin, dass sie am 1. Mai ausgeschlagen wird

Der Mann macht sich Sorgen. Innensenator Ehrhart Körting erwartet in diesem Jahr offenbar wieder eine Mai-Randale im verschärften Stil. Seine Kollegen aus den anderen Bundesländern sind aber nur in Grenzen dazu bereit, die Berliner Kräfte zu verstärken. Denn nicht nur in der Hauptstadt müssen am 1. Mai Fußballspiele gesichert werden. Und auch in anderen Städten, siehe Hamburg, gibt es Radikale, die sich bei Gelegenheit gern mit der Polizei anlegen. Für beides dürfte Körting Verständnis haben – was die Vorbereitung der Polizei auf den Tag des Ritual-Protestes nicht einfacher macht. In diesem Jahr kommt allerlei zusammen: Da sind die Erfolge der Autozündler. Sie führen der Polizei und dem Publikum vor, dass ihr Protest auf Gewalt-gegen-Sachen-Basis funktioniert und Wirkung zeigt. Wer in Stadtteilen, die durch Sanierung teurer werden, ein politisch unkorrektes Auto einfach draußen stehen lässt, riskiert dessen Feuer-Verschrottung. Wichtiger und schlimmer ist, dass die Befriedung von Kreuzberg womöglich nur von kurzer Dauer war. Einiges deutet darauf hin, dass die ausgestreckte Hand der Polizei in diesem Jahr ausgeschlagen wird, womöglich werden ein paar Autonome in Amokstimmung sogar hineinbeißen wollen. Es wäre falsch, ausgerechnet von einem problembewussten Innensenator wegweisende Beiträge zur Debatte über die Gentrifizierung vormals armer Innenstadtbereiche zu erwarten. Doch dass der 1. Mai wieder zum Tag des Chaotentriumphes wird – das sollte er verhindern können.

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