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20 Jahre deutsche Einheit: Gefrustete Jugend

Das Klischee von den frustrierten ostdeutschen Jugendlichen, die sich arbeitslos und politikverdrossen einigeln: Spätestens jetzt ist es überholt. Auch gen Westen abwandern hilft nicht mehr.

Denn heute, 20 Jahre nach der deutschen Einheit, sind junge Erwachsene aus Ost und West in ihrem Frust vereint. Bei den jungen Erwachsenen unter 30 hat sich das Maß an Unmut über ihre persönliche Einkommenssituation und über prekäre Arbeitsverhältnisse angeglichen. Das haben Wirtschaftsforscher vom Berliner Institut DIW quasi als Nebenprodukt einer Langzeitbefragung zur Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West herausgefunden. Und der Frust unter den Jungen steigt sogar. Bundesweit. Unter den Über-40-Jährigen bis hin zu den Senioren gibt es dagegen weiter Unterschiede in Einstellungen, in der Lebenszufriedenheit insgesamt. Was lernen wir daraus? Die Trennung Deutschlands wächst sich aus mit jeder neuen Generation. Ein natürlicher Prozess. Wir sehen aber auch, dass die Wunde der Teilung Deutschlands nicht sauber verheilt, sie vernarbt. Die heute Verantwortung tragende Generation sollte aufhören, immer nur Helmut Kohls „blühende Landschaften“ erschaffen zu wollen, Steuergelder in vermeintlich rückständige Standorte zu pumpen. Sie sollte Sicherungssysteme stärken, den Raubbau am Sozial- und Rentensystem beenden. Nur dann gibt es auch künftig Menschen, die in diesen Landschaften leben wollen – egal ob sie westlich oder östlich der Elbe liegen.

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