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33. Evangelischer Kirchentag: Frisch, fromm, fröhlich, feiern

Das Angebot war politisch, spirituell und noch breiter als sonst. Trotz des Erfolgs des Evangelischen Kirchentags werden nächste Woche nicht mehr Menschen in die Kirche eintreten als vorher. Darauf kommt es auch nicht an.

Am Eröffnungsabend des Kirchentages in Dresden wurde es auf einmal ganz still. Es war dunkel, mehr als hunderttausend Menschen hielten Kerzen in der Hand und schauten auf die Teelichte, die auf der Elbe vorbeizogen. Ein Basston, gesungen wie von vielen tausend Mönchen, schwang in der Luft. Später stimmten Chöre „Kein schöner Land“ an, ein Volkslied mit ein bisschen Gott zum Mitsingen. Zum Abschluss läuteten die Glocken der Dresdner Kirchen. Dazu gab es ein kräftiges Symbol, das Herz, das sich leicht malen lässt und mit Händen formen.

Der Papst hat einen „Rat zur Förderung der Neuevangelisierung“ berufen. Er wird Theorien und Strategien produzieren. Die Evangelischen haben vorgemacht, wie es geht: Nicht darauf warten, bis jemand kommt, sondern zu den Menschen hingehen, selbstbewusst und vor allem – mitten hinein. In Dresden wurde auf den Marktplätzen gesungen und Posaune gespielt. In Hörsälen wurde die Bibel ausgelegt, an der Elbe gebetet, in Kirchen diskutiert, in Hotels meditiert. Das Angebot war politisch, spirituell und noch breiter als sonst. Wer selbst darunter nichts fand, saß in der Sonne und staunte. „Kirche und Glaube ist den Menschen hier so fremd, dass es schon wieder interessant ist“, sagte ein Bischof. 120 000 Dauergäste kamen, darunter 40 Prozent junge Leute, ein Drittel aus der Region.

Trotz dieses Erfolgs werden nächste Woche nicht mehr Menschen in die Kirche eintreten als vorher. Darauf kommt es auch nicht an. Viele haben ein Gefühl mitgenommen, ein gutes Gefühl. Darauf kommt es an. Die Protestanten – und natürlich auch die vielen mitwirkenden Katholiken – haben gezeigt, dass Christsein Spaß macht und berührt, dass Christen fröhlich sind, feiern können und nicht immer mit dem Zeigefinger fuchteln. Und dass so mancher Bibelspruch gar nicht so dumm ist.

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