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Meinung: Abschied vom Paradies

FINANZDEBAKEL DES ERZBISTUMS BERLIN

Ein Wortungetüm, aber es trifft ins Schwarze: „Strukturelle Verantwortungslosigkeit“ nennen westdeutsche Bischöfe das Finanzdebakel im Erzbistum Berlin. Ohne Zweifel: Nach der Wende gab es viel Sinnvolles zu tun, und viel wurde mit Elan angepackt. Nur gerieten dabei alle Maßstäbe für die eigene Kraft aus den Augen. Zwar wurde kein Geld veruntreut. Auch hat sich niemand persönlich bereichert. Aber die Leitungsgremien im Erzbistum hatten nicht die Kraft, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen, das Anspruchsdenken zurückzudrängen und den Weg in die Schuldenfalle zu stoppen. Dieses Problem hat in der Hauptstadt nicht allein die katholische Kirche. Das Land Berlin hat es auch nicht besser gemacht – eine Folge der hochsubventionierten FrontstadtMentalität, die erst jetzt – mit dem Blick in den Abgrund – langsam aus den Köpfen herausdiffundiert. Die dicken Schecks aus Westdeutschland, die stets die Löcher stopften, existieren nicht mehr. Die Regeln der Mathematik und Betriebswirtschaft gelten nun auch wieder an der Spree. Aber in der Krise steckt auch eine Chance. Zum ersten Mal seit der Wende kehrt Realitätssinn ein. Zum ersten Mal muss zügig Abschied genommen werden von lieb gewonnenen Ansprüchen. Zum ersten Mal muss die Leitung gemeinsam mit der Basis überlegen, wie die Zukunft der Kirche aussehen soll. Berlin stehen harte Jahre bevor. Jetzt sind Beharrlichkeit und gute Ideen gefragt, dann werden die anderen Bistümer auch helfen. M.G.

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