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Meinung: Absurde Quasi-Impfpflicht

„Soll es eine Impfpflicht geben?“ vom 16.

„Soll es eine Impfpflicht geben?“

vom 16. Juli

Die Impfpflichtdiskussion heute geht in wichtigen Punkten fehl. Als Kinderarzt muss ich anmerken, dass bei so gut wie allen Kinderärzten die Kinder bis zum zweiten Geburtstag in der Regel voll geimpft sind. Dies schließt die zweite Masern-Mumps-Röteln-Windpockenimpfung ein. Nicht geimpft werden fast nur die Impfgegner und Verweigerer. Die Kleinkinder sind gar nicht die empfängliche soziale Basis für die Masernerkrankungen in diesem Jahr, sondern ungeimpfte Erwachsene. Viel mehr als eine allgemeine Impfpflicht würde helfen, wenn die Kinderärzte wieder wie in der Vergangenheit die Erlaubnis hätten, Erwachsene, zumindest die Eltern der Kinder, mitzuimpfen. Wir kontrollieren oft die Impfbücher der Eltern und stellen Impflücken fest, müssen den Eltern aber sagen, dass sie mit diesem Anliegen zu einem Arzt für Erwachsene gehen müssen, da uns die Impfung der Eltern verboten wurde. Viele dieser sonst gesunden jungen Erwachsenen haben gar keinen Arzt und auch keine Lust, sich den Mühen einer Arztsuche und den Problemen, die eine neue Arzt-Patient-Beziehung bedeutet, zu unterziehen. Deshalb bleiben sie eben ungeimpft.

Der Vorschlag, eine Quasi-Impfpflicht zu schaffen, so dass die Impfung Voraussetzung der Einschulung ist, wäre absurd, weil die Einschulung ja Pflicht ist. Was macht man denn dann, wenn die Impfverweigerer zur Einschulung antreten, aber die Kinder nicht impfen lassen?

Achim Meister, Kinderarzt,

Berlin-Buckow

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