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Ägypten: Bis zum bitteren Ende

Und wieder kommen aus Ägypten die gleichen hässlichen Bilder: Schüsse in den Straßen und Leichen auf den Kachelböden der Krankenhäuser. Das aufgewühlte Land findet nicht zur Ruhe, obwohl der Sicherheitsapparat in den drei Monaten seit dem Sturz von Mohammed Mursi alles aufgeboten hat, was sein Repertoire an Repressionen hergibt.

Und wieder kommen aus Ägypten die gleichen hässlichen Bilder: Schüsse in den Straßen und Leichen auf den Kachelböden der Krankenhäuser. Das aufgewühlte Land findet nicht zur Ruhe, obwohl der Sicherheitsapparat in den drei Monaten seit dem Sturz von Mohammed Mursi alles aufgeboten hat, was sein Repertoire an Repressionen hergibt. Die gesamte Führung der Muslimbruderschaft sitzt hinter Gittern. Der Ex-Präsident ist wie vom Erdboden verschluckt. Seine Organisation wurde per Gerichtsbeschluss verboten. Abertausende Demonstranten werden in den Kerkern gequält, mehr als tausend erschossen. Und trotzdem bekommen die neuen Machthaber die Lage nicht in den Griff.

Noch nie in seiner jüngeren Geschichte war Ägypten so zerrüttet und gelähmt. Die Anhänger der neuen herrschenden Klasse stilisieren ihre Heimat zum globalen Vorbild im Kampf gegen den Terrorismus. Wie Sektenmissionare fallen sie über jeden westlichen Gesprächspartner her, bezeichnen seine Regierung als fünfte Kolonne der Muslimbrüder und willigen Mitläufer einer amerikanisch-israelischen Megaverschwörung zur Aufteilung Ägyptens. Anreisende westliche Politiker, die für eine Re-Integration der Muslimbrüder werben, werden bestenfalls höflich angehört. Faktenfreie Ressentiments, blinder Ausländerhass und chauvinistischer Größenwahn greifen um sich, als habe es die politische Selbstbefreiung des 80-Millionen-Volkes mit seiner Revolution im Januar 2011 nie gegeben.

Der Arabische Frühling hat keine Kultur des Kompromisses verankert, es fehlt die Grundtugend der Demokratie. Wer im autoritären Politbetrieb des Orients nachgibt, verliert sein Gesicht. Ägyptens politische Klasse begreift Machtbesitz als Alles oder Nichts. Wer am Hebel sitzt, quetscht alle anderen unerbittlich an die Wand. Und wehe, wenn sich – wie bei Mursi – der Spieß eines Tages umdreht.

So agieren die neuen, vom Militär installierten Herren Ägyptens keinen Deut klüger als die Muslimbrüder. Machtkonflikte werden bis zum bitteren Ende ausgefochten. Der Respekt vor den legitimen Interessen von Minderheiten oder Unterlegenen fehlt. So ist in Ägypten kein Ende der hässlichen Bilder in Sicht.

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