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Ägypten und die US-Neocons: Vor dem Schisma

Freunde wie Feinde kann man sich oft nicht aussuchen. Aber es ist bemerkenswert, wie laut der Jubel über die ägyptische Freiheitsbewegung bei Amerikas Neokonservativen ist.

Israels Sicherheit, Stabilität in der Region, Solidarität mit einem langjährigen Partner im Kampf gegen den Terrorismus: Das zählt für sie nicht, die Bedenkenträger, vor allem die aus dem eigenen konservativen Lager, werden hart als hysterisch kritisiert. „Gesunde Konservative“, schreibt William Kristol im „Weekly Standard“, dürften weder Angst vor Wahlen noch Revolutionen haben. Das richtet sich direkt gegen meist kaum weniger aggressiv, in diesem Fall jedoch dezidiert realpolitisch argumentierende Konservative wie Charles Krauthammer, Dick Cheney oder Glenn Beck (eine Symbolfigur der Tea-Party-Bewegung). Laut Beck sind die Proteste in Ägypten von „marxistischen Kommunisten und der Muslimbruderschaft gesteuert“. In dem sich anbahnenden Schisma der US-Konservativen über die Nahostpolitik spiegelt sich auch eine Grundfrage nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wider: Wie radikal muss die muslimische Welt erschüttert werden – ob durch demokratieexportierende Kriege oder demokratieverlangende Revolutionen –, damit sie der Versuchung durch den Islamismus besser widersteht? Für Neokonservative kann die Erschütterung kaum radikal genug sein. Das Wort „Stabilität“ übersetzen sie mit „Grabesruhe“.

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