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Meinung: Äpfel und Dirnen

DER FALL IMMENDORFF

Können Sie sich noch an die Luder erinnern? Vor ein paar Jahren waren sie in aller Munde. Dann aber gingen sie unter – zeitgleich mit der New Economy, deren Funktionsmechanismen sie sich abgeguckt hatten: Wer sich am vorteilhaftesten in der Öffentlichkeit zu präsentieren weiß, dessen Kurs schnellt in die Höhe. Nach dem Platzen der Börsenblase ging der Trend auch im Lustgewerbe zwangsläufig zurück zu traditionelleren Handelsformen. Nur haben einige Marktteilnehmer offensichtlich nicht verstanden, dass hier andere Regeln gelten als beim Luderboom. Zum Beispiel jene Prostituierte, die Jörg Immendorffs Orgie verpfiffen hat. Man mag über den Skandalmaler denken, was man will – wenn er nun angesichts der SexPetze vom mangelnden Ehrbewusstsein des Berufsstands spricht, hat er einfach Recht. Die Doppelmoral unserer Gesellschaft basiert nun einmal auf der Diskretion: So lange es nicht herauskommt, mag jener nach seiner Façon selig werden. Sobald die Huren aber vor die Kameras drängen, berauben sie sich ihrer eigenen Geschäftsgrundlage. Wenn Mann nicht mehr sicher sein kann, dass die käufliche Dame auch wirklich still hält, könnte das älteste Gewerbe der Welt bald aussterben. So läuft’s Business. F.H.

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