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Ärztestreik: Die feinen Unterschiede

Viele gönnen den Ärzten nicht mehr Geld - dabei hätten davon womöglich auch Patienten in Gegenden etwas, an die seit Jahren kaum ein Gesundheitsexperte mehr denkt. Ein Kommentar.

Von Politikern und Bankern abgesehen wird über das Einkommen von keiner Berufsgruppe so gestritten wie über das der Ärzte. Wann immer sie mit Streik drohen, heißt es in Parteien und an Stammtischen: Ärzte verdienen üppig, und sich auf dem Rücken der Patienten die Taschen noch weiter zu füllen, ist unmoralisch. Richtig, mehr als 5000 Euro Nettoeinkommen im Monat ist vielen Praxisärzten sicher. Und ja, sie haben – durch ihr eigenes Standesrecht und das allgemeine Vertragsrecht – den Patienten gegenüber Pflichten. Doch es lohnt ein genauer Blick auf die Zunft, die endlich anfangen sollte, die Honorare besser zu verteilen: Während Radiologen oft 10.000 Euro netto im Monat haben, bleiben einigen Psychotherapeuten keine 2000 Euro. Unterschiede gibt es sogar innerhalb einer Fachrichtung, je nach Bundesland und der Zahl der behandelten Privatpatienten. Davon gibt es in Berlin wenige und noch weniger in Brandenburg, wo Ärzte ihre Patienten nach langen Fahrten über die Dörfer behandeln. Seit Jahren wollen junge Ärzte weder auf dem flachen Land noch in bestimmten Großstadtmilieus alte Praxen übernehmen. Wenn Ärzte wegen dieser Proteste auch in schwächeren Gegenden mehr Geld bekämen, profitierten Patienten, die sonst in Vergessenheit zu geraten drohen.

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