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Meinung: Afghanistan: Der Lohn der Geduld

Was ist anders als vor zwei Wochen? Diesmal wurden die Diplomaten Deutschlands, Amerikas und Australiens in Kabul sogleich zu ihren verhafteten Landsleuten von der Hilfsorganisation "Shelter now" vorgelassen.

Was ist anders als vor zwei Wochen? Diesmal wurden die Diplomaten Deutschlands, Amerikas und Australiens in Kabul sogleich zu ihren verhafteten Landsleuten von der Hilfsorganisation "Shelter now" vorgelassen. Damals mussten sie nach wenigen Tagen erfolglos abreisen. Weil die Befragung der Inhaftierten, denen das Taliban-Regime die christliche Missionierung afghanischer Moslems vorwirft, noch nicht abgeschlossen sei, hieß es. Das soll nun geschehen sein. Klingt etwas willkürlich. Willkür ist nichts Überraschendes im Reich der Taliban. Was nicht heißt, dass keine Rationalität dahinter steckt. Inzwischen war das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Kabul, worin das isolierte Regime einen kleinen Schritt zur angestrebten internationalen Aufwertung erkennen mag. Zweierlei können die Taliban nicht ignorieren. Die Anerkennung ihres Regimes werden sie per Erpressung mit westlichen Geiseln nicht durchsetzen. Und: Die medizinische Betreuung und Versorgung mit Nahrungsmitteln bräche vielerorts zusammen, wenn die Hilfsorganisationen aus Furcht vor weiteren Verhaftungen das Land verließen. Für die westlichen Gefangenen besteht Hoffnung, auch wenn die Taliban noch nicht zu erkennen geben, welche Gegenleistung sie aushandeln wollen. Man wird Geduld haben müssen. Viel ernster steht es um die afghanischen Shelter-Mitarbeiter. Ihnen droht die Todesstrafe. Und ihnen kann das Ausland nicht konsularisch beistehen.

cvm

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