zum Hauptinhalt

Afghanistan: Hasenfüßige Deutsche

Nach Ansicht von US-General McChrystal tun die deutschen Soldaten in Afghanistan zu wenig. Das wirft ein Schlaglicht darauf, wie hasenfüßig die Debatte über den Einsatz geführt wird.

Von Michael Schmidt

US-General McChrystal, Oberbefehlshaber der Nato-Soldaten in Afghanistan, hat eine Botschaft für Angela Merkel und Co. Eine Woche vor der Londoner Konferenz über die Strategie am Hindukusch hat er der Führung in Berlin eine schallende Ohrfeige verpasst. Tenor: Wenn ihr schon nicht bereit seid mehr Truppen zu schicken, dann bewegt wenigstens euern Hintern aus dem Lager, verlasst eure gepanzerten Fahrzeuge und sprecht mit den Leuten. Nun lässt sich niemand, Soldaten im Einsatz schon mal gar nicht, gern als Weichei beschimpfen. Es wäre auch falsch, den Bundeswehrtruppen derlei vorzuwerfen. Zumal deren Selbstschutz zweifellos Vorrang genießt. Und doch macht dieser Vorgang nur einmal mehr deutlich, wie hasenfüßig, ja unehrlich die Debatte hierzulande geführt wird. Denn wie laut war der Jubel, als US-Präsident Obama den Verzicht auf Luftangriffe verkündete und erklärte, nicht das Töten der Taliban, sondern der Schutz der Bevölkerung habe Priorität. Dass das aber mehr Bodentruppen bedeutet und ein erhöhtes Risiko eigener Verluste, und dass man dieses Risiko nicht den Amerikanern allein aufbürden kann – das hat niemand auch nur leise dazugesagt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false