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Air Berlin in Turbulenzen: Ein bitterer Verdacht

Schnelles Wachstum, Börsengang, beliebter Service bei den Fluggästen - und nun das! Die Staatsanwaltschaft hat den Vorstand und Aufsichtsrat von Air Berlin im Verdacht, mit Insiderinformationen verbotene Aktiengeschäfte gemacht zu haben.

Fliegen ohne Air Berlin ist wie … Ja, wie denn? Am Dienstag klang der lockere Werbespruch der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft plötzlich zweideutig. So unentbehrlich und unangreifbar, wie sich Air Berlin gern darstellt, scheint das Unternehmen nicht mehr zu sein. Staatsanwaltschaft und Finanzaufsicht haben Vorstand und Aufsichtsrat im Verdacht, mit Insiderinformationen verbotene Aktiengeschäfte gemacht zu haben. Das klingt bitter. Und besonders, weil Joachim Hunold zu den Beschuldigten zählt. Der Vorstandschef selbst soll sein Wissen von der bevorstehenden Übernahme des Konkurrenten dba im August 2006 unerlaubt zum eigenen Vorteil genutzt haben. Zwar ließ Hunold die Ermittlungen der Justiz rasch als „absurd“ bezeichnen. Doch ist die Finanzaufsicht andererseits nicht dafür bekannt, leichtfertig Anzeige zu erstatten. Die Indizien müssen schon sehr deutlich auf verbotene Aktiengeschäfte hingedeutet haben, wenn die BaFin den Staatsanwalt einschaltet.

Gewiss, bis dato gelten Hunold und fünf weitere Verdächtige als unschuldig. Das Gegenteil muss erst bewiesen werden. In schwere Turbulenzen ist die Firma dennoch schon geraten. Das sieht nicht nur die Börse so, wo die Aktie sofort abstürzte. Allein der Verdacht, dass gemauschelt wurde, wirft ein schlechtes Licht auf die Erfolgsstory von Air Berlin, mit der sich auch die Stadt, die das Unternehmen im Namen trägt, schmücken darf. Das schnelle Wachstum bis auf Platz zwei im engen deutschen Luftverkehrsmarkt, der – trotz Startschwierigkeiten – erfolgreiche Börsengang im Mai 2006, der bei Fluggästen beliebte Service zu günstigen Preisen, die Übernahmen von dba und LTU: Air Berlin machte stets von sich reden. Und die rheinische Frohnatur Joachim Hunold vorneweg.

So hat man ihn im kleinen und großen Kreis kennengelernt: Gewerkschaften und Aktionäre hält er auf Abstand. Die Hauptversammlung zum Beispiel veranstaltete die nach britischem Recht konstruierte Firma in London. Hunold sollte nun die Ermittlungen der Justiz nicht als Provokation verstehen, sondern ein vitales Interesse daran haben, die Vorwürfe schnell zu entkräften. Solange nicht geklärt ist, ob sich das Management bereichert hat, wird Air Berlin kämpfen müssen – um einen Eintrag auf der Liste der makellosen, unangreifbaren Unternehmensgeschichten.

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