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Demonstrationen gegen die Sparpläne der Bundesregierung finden mit schöner Regelmäßigkeit statt.

© dpa

Aktionstag gegen das Sparpaket: Meine Krise, deine Krise, unsere Krise

Endlich gibt es Licht am Ende des Tunnels. Wenn die Reichen bezahlt haben, wird der Aufschwung unten ankommen. Die solidarische Gesellschaft ist nur noch ein paar Aktionstage weit entfernt. Eine Polemik.

An diesem Mittwoch ist Aktionstag. Gewerkschaften, Sozialverbände, Hartz-IV-Initiativen und die Linkspartei wollen gegen das Sparpaket der schwarz-gelben Bundesregierung und gegen „Einsparungen im sozialen Bereich“ demonstrieren. Unter dem Motto „Wir zahlen nicht für eure Krise“ werden „Beschäftigte, Erwerbslose, Jugendliche und Rentner“ durch das Berliner Regierungsviertel ziehen.

Eure Krise? So schön einfach sieht die Welt also aus, wenn wir sie von ganz unten betrachten. Die Banker haben sich verspekuliert, die Reichen haben die größte Krise der Weltwirtschaft seit 80 Jahren verursacht, also sollen sie auch zahlen und zwar ordentlich: 10 Euro Mindestlohn, 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, eine menschenwürdige Grundsicherung sowie eine ordentliche Rente für alle und zwar ab 65!

Aber weil natürlich eine Demonstration nicht reicht, um den Kapitalismus in die Knie zu zwingen, wird es den ganzen Herbst „Demonstrationen, politische Streiks und zivilen Ungehorsam“ geben. So lange, bis die Reichen und die Verursacher der Krise freiwillig höhere Steuern überweisen und die Hälfte ihres Vermögens abgeben. Im Gegenzug bekommen dann auch alle Rentner und Arbeitslosen, die mit Lehman-Zertifikaten ihre kargen Bezüge aufbessern mussten, ihr verlorenes Geld zurück. Gleichzeitig wird nicht nur die Automobilindustrie mit der dann reichlich vorhandenen Staatsknete gerettet, sondern auch jeder Bäckermeister. Wer alte Brötchen zurückgibt, der bekommt frische zum halben Preis.

Das Paradies ist also nur noch ein paar Aktionstage weit entfernt. Alle Spekulanten, Miethaie und Kuponschneider werden schon bald etwas weniger reich sein. Die Rentner, die Jugendlichen, Erwerbslose und die Beschäftigten werden gleichzeitig die „Banken verstaatlichen“, „unter demokratische Kontrolle“ nehmen. Der Staatsbanker Klaus-Rüdiger Landowsky wird rehabilitiert, Politiker mit finanzwirtschaftlichem Sachverstand werden zukünftig wieder dringend gebraucht. So wird der Aufschwung schließlich auch „unten ankommen“. Klasse! Zu guter Letzt gibt es doch noch eine „solidarische Gesellschaft“ und eure Krise wird endlich auch unsere Krise sein.

P.S.: Damit niemand den Spielverderber geben kann, vorher die Koffer packt und in sein Feriendomizil am Mittelmeer abhaut, wird an diesem Mittwoch auch in Spanien gestreikt. Die Fahrt zum Flughafen könnt ihr euch sparen, alle Flüge in den Süden wurden gestrichen.

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