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Meinung: Alle können alles erfahren

„Ein Zwischenruf zum ..

„Ein Zwischenruf zum ... Geheimnis /

Ursula Weidenfeld über die, die Transparenz fordern, Transparenz aber nicht aushalten“ vom 5. Dezember

Die Internetplattform Wikileaks ist die tollste Erfindung für die regierten Völker seit es das Internet gibt. Endlich erfahren die Nationen aus erster Hand, von welchen Karrieristen in den Parteien, von welchen Polit-Tricksern, Lügenbaronen und von welchen Scharlatanen, die vorgeben, auf alle Fragen und Probleme eine Antwort parat zu haben, wir weltweit für dumm verkauft und regiert werden.

Albert Alten, Wernigerode

Interessant ist sie schon. Die Fähigkeit von Journalisten aller Couleur zur Doppelmoral. Wie jubeln sie nun doch wieder über die Veröffentlichung der Dokumente der amerikanischen Diplomatie in Wikileaks. Ein Sieg der Freiheit, die sie meinen. Ist dem aber tatsächlich so? Darf der Staat wirklich keine Geheimnisse haben und wenn er sie wirklich hat, dürfen sie in die Öffentlichkeit gezerrt werden? Ich meine, so geht es nicht.

Wie haben sich Journalisten über den Staat aufgeregt als er es wagte, mit gestohlenen und dann von ihm gekauften Daten Steuerverbrechern das Handwerk zu legen. „Unmoralisch“ war noch der schwächste Vorwurf. Das Bundesverfassugsgericht hat diese Vorgehensweise zwar sanktioniert, aber der Vorwurf seitens der Journalisten ist damit nicht aus der Welt. Nun macht dieser selbsternannte Wächterverein Wikileaks nichts anderes. Und alle Journalisten können sich vor lauter Jubel nicht mehr einkriegen. Doppelte Moral? Das auch. Aber damit kann man den Politikern wieder herrlich an den Wagen fahren und, wesentlich wichtiger, die Auflage steigern und damit wieder Moneten machen.

Um eine gewisse Transparenz, um die sich Frau Weidenfeld so sorgt, herzustellen, wäre es doch moralisch wunderbar, wenn Journalisten endlich einmal ihre Informanten nennen würden. Damit könnte das Vertrauen in den Journalismus wieder etwas hergestellt werden. Denn wenn man sich umhört, hat der Beruf des Journalisten mit den schlechtesten Ruf. Aber um den sorgt sich natürlich kein Journalist. Er sorgt sich lieber um den anderer Leute. Hochmoralisch, versteht sich.

Und so gilt weiterhin, was Herr Burkhard Müller-Ullrich im Tagesspiegel vom 19. Mai 2006 schrieb: „So sind die einzigen Spitzel, die ihrer Tätigkeit weiter unbehelligt nachgehen dürfen, die Journalisten selbst. In der Tat ist Journalismus genau das: Ausspähen und Abhören, heimlich Daten sammeln, verdeckte Ermittlungen führen und fremde Quellen anzapfen. Journalisten sind Geheimdienstler plus weiße Weste und große Klappe. Ein toller Beruf!“ Daran hat sich nichts geändert.

Chapeau, die Damen und Herren vom Tagesspiegel

Klaus Golze, Berlin-Zehlendorf

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