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Meinung: Alles eins, alles meins

Grüne als Partner: Wer nicht aufpasst, hat schon verloren. Sie wollen punkten – rechts, links, egal wie

Da stehen sie nun und sagen, sie hätten auch gewonnen. Diese Grünen – ihr Name sei Chuzpe. Natürlich haben sie in Hamburg ein paar Punkte gewonnen. Nur erstens viel weniger als gedacht, zweitens haben sie mit ihrer Art und mit ihrer Art der Rede verloren: Vertrauen in eine zusätzliche politische Perspektive.

Unsäglich, wie die Grünen in der zweitgrößten Stadt Deutschlands ihren immerhin selbst gewählten Koalitionspartner, die CDU, haben hängen lassen. Als wäre die verantwortlich für eine Schulpolitik, die schlussendlich die Koalition gekippt hat. Das zeigt so viel: Die Grünen sind keine Hamburg-Partei, sondern eine Kiezpartei, eine Klientelpartei in Hamburg. Und sie sind als Partner nicht verlässlich. Oder hat einer (eine) von ihnen gesagt, das war auch unsere Schuld, das Desaster? Wenn das Rückschlüsse auf den Charakter der Grünen als Regierungspartei in schwierigen Konstellationen zulässt, dann hatte Gerhard Schröder, der vormalige Kanzler, immer recht. Die Grünen sind die, die am liebsten auf dem Promenadendeck stehen. Sie haben mit nichts was zu tun, außer es gelingt. Dann waren sie schon immer dafür. Wenn etwas nicht klappt, dann haben die anderen nicht auf sie gehört. Die CDU in Hamburg nicht, die SPD im Bund sowieso nicht.

Chuzpe! Was soll an den Grünen so viel besser sein als an der FDP? Bei den Liberalen weiß man wenigstens, wofür sie stehen, eindeutig ist das und für jeden klar. Immerhin. Das kann man dann wenigstens genau so klar ablehnen. Die Grünen dagegen wollen jetzt von allem profitieren, bei allen politischen Wettbewerbern Potenzial abgreifen – rechts, links, lechts, rinks, alles eins, alles meins. Was aber ist ihr Überzeugungskern? Darum Vorsicht mit der Kritik an Plagiatoren!

Aber ihr Verhalten spricht sich herum. Bei den Hartz-Verhandlungen, in denen es darum ging, in mühseliger Kleinarbeit Verbesserungen für Menschen am unteren Ende der Gesellschaft zu erreichen, sind die Grünen ausgestiegen! (Das Argument, alle Beschlüsse müssten gerichtsfest sein, ist so papieren, dass es manche Beteiligte noch im Nachhinein weiß vor Wut werden lässt. Zu Recht: Gerade dann hätten sie doch drinbleiben müssen.)

So ganz allmählich werden die scharfen Töne der gebürtigen Hamburgerin Angela Merkel über die Grünen erklärlich. Die Kanzlerin hatte sie in der Vergangenheit wegen ihrer Haltung abgekanzelt. In der Rückschau wird es deutlich: Ole von Beust, so viele Jahre Erster Bürgermeister von Hamburg, war den Schills und Kuschs gewachsen, bot ihnen die Stirn, den grünen Gremienprofis aber von Anfang an nicht. Er konnte ihnen außerdem in seinem Wunsch nach einer alle Parteien überwölbenden Liberalität nicht widerstehen. Wer das nicht kann, wer nicht genau weiß, was er will, der verliert in einer Koalition mit den Grünen, und zwar mehr als ein paar Pünktchen.

Das werden die anderen Spitzenkandidaten in Berlin spätestens jetzt wissen.

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