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Meinung: Alles, was uns teuer ist

Von Bernd Hops

Märkte haben ihre eigenen Gesetze. Rational lassen sich viele Bewegungen nicht erklären. Dass sie sich aber von der Wirklichkeit so weit entfernen wie derzeit der Ölmarkt, ist sehr selten. Auf den ersten Blick lässt sich die Unsicherheit an den Börsen gut nachvollziehen. Noch nie war Öl so teuer wie heute. Die Bilder vom Golf von Mexiko und von der Südküste der USA machen Angst. Mehr als eine Million evakuierte Menschen, heftige Stürme, ein Hurrikan von Rekordausmaßen. Und bei dem Stichwort „Sturmwelle“ werden Erinnerungen an die TsunamiKatastrophe in Südostasien wach. Das alles kann nicht ohne Auswirkungen bleiben. Und schon fangen die Analysten an, ihre Horrorszenarien zu entwickeln. Wochenlange, wenn nicht gar monatelange Produktionsausfälle seien möglich. Schließlich liegen viele Bohrinseln und Raffinerien im Durchzugsgebiet des Hurrikans.

Auf den zweiten Blick sieht die Situation – trotz der furchtbaren Bilder – jedenfalls für die Mineralölwirtschaft besser aus. Es wird zwar Schäden geben. Aber die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte zeigen, dass sie sich meist in Grenzen halten. Hurrikane sind ein regelmäßiges Wetterphänomen der Region, auf das sich die Konzerne eingestellt haben. Dass „Katrina“ viele bisherige Hurrikane an Stärke übertrifft, heißt noch nicht, dass die Schäden überproportional groß sein werden. Und selbst, wenn sich die Horrorszenarien bewahrheiten, haben die USA und andere Industriestaaten so viel Öl auf Lager, dass sie monatelang ohne Nachschub auskommen könnten.

Weshalb jagt der Ölpreis dann von einem Rekord zum nächsten? Die Wahrheit ist: Im Moment holt der Markt alles raus, was die Welt bereit ist, für Öl zu zahlen. Und sie ist bereit, sehr viel zu zahlen. Denn die Weltwirschaft wächst weiter in einem erstaunlichen Tempo. Doch die Spekulanten treiben ein gefährliches Spiel. Ihre Gier hat eine so starke Eigendynamik entfaltet, dass der immer größere Pessimismus nur schwer zu brechen sein wird. Hoffen wir, dass die Preisblase platzt, bevor es der Aufschwung der Weltwirtschaft tut.

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