zum Hauptinhalt

Meinung: „Alles Weihnachts- Männer“

Zugegeben, es ist schon etwas her, um genauer zu sein fast 20 Jahre, als Irmgard Schwaetzer, 64, zur „Frau des Jahres 1988“ gekürt wurde. Die Ehrung jedoch ist der ehemaligen FDP-Politikerin und Bundesbauministerin offenbar bis heute Ansporn und Verpflichtung ihrem Geschlecht gegenüber.

Von Antje Sirleschtov

Zugegeben, es ist schon etwas her, um genauer zu sein fast 20 Jahre, als Irmgard Schwaetzer, 64, zur „Frau des Jahres 1988“ gekürt wurde. Die Ehrung jedoch ist der ehemaligen FDP-Politikerin und Bundesbauministerin offenbar bis heute Ansporn und Verpflichtung ihrem Geschlecht gegenüber. Einen „ziemlich zornigen“ Brief schickte Schwaetzer darum dieser Tage an ihre Parteioberen in der Berliner FDP-Zentrale, in welchem sie scharftönig die anhaltende Frauen-Ignoranz der liberalen Führungsspitze um Guido Westerwelle und Dirk Niebel anklagte. Stein des Anstoßes ist die neueste Ausgabe der FDP-Partei- Depesche „Elde“ in der, besinnlich um eine Weihnachtspyramide gruppiert, 12 Führungsliberale Gelegenheit bekommen, ihre ganz persönliche Christbaumgeschichte zu erzählen. 12 Männer und keine einzige Frau darunter: Irmgard Schwaetzer ist empört und wähnt im Thomas-Dehler-Haus eine Ansammlung von Weihnachts-Männern, die lieber drittklassigen Anzugträgern Gelegenheit geben, öffentlich über alljährliche Trinkgelage mit bayerischen Freunden nach der Christmesse zu berichten, als „profilierten“ FDP-Frauen. Wo es doch letztere so zahlreich gebe.

Allerdings sind die liberalen Frauenkämpferinnen nicht besonders erfolgreich. So wandte sich der Bundesverband liberaler Frauen, dessen Ehrenvorsitzende Irmgard Schwaetzer seit geraumer Zeit ist, erst beim Parteitag der FDP im letzten Sommer mit einem Antrag „Offensive für mehr Frauen in der FDP“ an die in Rostock versammelte TeilnehmerInnen-Schar. Selbiger Antrag Nummer 66 schaffte es zwar immerhin, nicht sofort abgeschmettert sondern zur Befassung an den Bundesvorstand überwiesen zu werden. Dort jedoch, teilte FDP-Generalsekretär Niebel den InitiatorInnen Mitte November mit, er sei nach intensiver Beratung der 37 männlichen und 6 weiblichen Vorstandsmitglieder leider durchgefallen und nun zu den Akten gelegt. Trotz stagnierender weiblicher Mitgliederzahlen wollen die Oberliberalen weder über die geforderte Frauenquote noch ein Quorum weiter nachdenken. Irmgard Schwaetzer muss das alles ziemlich bekannt vorkommen. In ihrer politisch aktiven Zeit strebte die ehemalige FDP-Generalsekretärin immer wieder höchste Ämter an, von der Partei- und Fraktionschefin der FDP bis hin zur Außenministerin und Bundestagsvizepräsidentin. Und scheiterte jedes Mal – an den Männern in ihrer Partei.

Zur Startseite